Neun leere Todesanzeigen am Verkehrssicherheitstag

Statistisch gesehen sterben täglich neun Menschen im Straßenverkehr. Laut dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) starben im Jahr 2016 in Deutschland über 3.200 Menschen im Straßenverkehr. Das Umfrageinstitut Infratest Dimap stellte fest, dass 113 Angehörige, Freunde, Bekannte und Einsatzkräfte pro Todesopfer betroffen sind.

Die häufigsten Gründe für Autounfälle sind überhöhte Geschwindigkeit, ein zu geringer Abstand sowie Tippen auf dem Handy – kurz: die meisten Unfälle könnten nach wie vor vermieden werden.

Seit vielen Jahren gibt es unterschiedlichste Kampagnen, die das Thema Verkehrssicherheit aufgreifen und Verkehrsteilnehmer sensibilisieren sollen. Zum Verkehrssicherheitstages wollte die Agentur Scholz & Friends ein besonderes Zeichen setzen, welches aus meiner Sicht ganz klar Wirkung erzielt hätte. Eine Meldung von horizont.net teilt mit, dass dieses Vorhaben aufgrund des Ablebens des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl storniert wurde.

Hintergründe zu den geplanten leeren Todesanzeigen

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) haben die wohl bekannteste Kampagne für mehr Fahrsicherheit entwickelt: „Runter vom Gas“. Entlang der meist befahrenen deutschen Autobahnen sind seit dem Jahr 2008 unterschiedlichste Plakatmotive zu sehen, die auf Risiken und mögliche Unfallursachen aufmerksam machen.

Seit einem Monat unterstützt die Agentur Scholz & Friends die Kampagne mit den „Perspektiven der Betroffenen“. Mit emotionalen Bildern von trauernden Menschen soll ein etwas anderer Zugang bei den Verkehrsteilnehmern gefunden werden. Dieses wird noch durch online-Sequenzen abgerundet, in denen Unfallopfer ihre Geschichte erzählen – welche eine sehr intensive Wirkung haben. Schon auf der „Runter vom Gas“-Homepage prangen die wirkungsvollen Worte „Bei einem Unfalltod zerbricht mehr als ein Leben.“

Scholz & Friends hatte für den morgigen Verkehrssicherheitstag ein außergewöhnliches Motiv für die Samstags-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung geplant:

Neun leere Todesanzeigen.

Jede Todesanzeige sollte dabei für jeweils ein Opfer stehen, welches pro Tag den Tod im Straßenverkehr findet. Bei W&V sind bildliche Eindrücke von der geplanten Seite zu finden.

Erst neulich berichteten wir über die Schock-Kampagne der französischen Verkehrsbehörde. Diese zielte darauf ab, die Fußgänger, die bei rotem Lichtzeichen Straßen überqueren, zu sensibilisieren – denn auch hier ist die Zahl der Todesopfer leider sehr hoch.

Solche Aktionen, wie die geplanten leeren Todesanzeigen, die Autobahnplakate oder auch online-Videos, sollen deutlich machen, dass jeder einzelne die Verantwortung für mehr Sicherheit trägt. Diese stetige Sensibilisierung ist immer gut und wichtig. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich diese Botschaften auch in den Köpfen der Angesprochenen manifestieren und sie umsichtiger handeln.

Dass Scholz & Friends die morgige Schaltung der leeren Todesanzeigen abgesagt hat, ist mehr als verständlich. Vor dem Hintergrund des Ablebens von Helmut Kohl wäre solch eine Schaltung sehr makaber gewesen. Ob eine Schaltung nachgeholt wird, bleibt noch offen. Vielleicht nächstes Jahr am 17.06.2018?!

Textquelle: W&V, Riaz, N.: 2017, abgerufen am 16.06.2017
Bildquelle: © pixabay.de / ein Bild von karigamb08

Norine Palme

"Wenn der Plan nicht funktioniert, dann ändere den Plan - aber niemals das Ziel!" Norine schloss das Studium an der SRH im Jahr 2018 ab. Beruflich ist sie in einem Verlagshaus tätig und widmet sich dort dem Management von verschiedenen Content-Marketing-Kampagnen. Im MuK-Blog schreibt Norine vornehmlich über Themen wie (digitales) Marketing, PR und Digitalisierung.