Selektive Wahrnehmung – Segen oder Fluch?

Am Donnerstag habe ich eine sehr interessante Show auf ZDF gesehen: Mich täuscht keiner! Diese Sendung wurde am 22.09.2016 erstmals ausgestrahlt und hat mich schnell begeistert.

Dieses Sendeformat Mich täuscht keiner! hat einen spielerischen Charakter: Es werden spannende und überraschende Täuschungen zu den verschiedensten Themen – in Form von schnellen Buzzerrunden, Quizspielen und Experimenten im Studio – durchgeführt, bei denen die Spieler selbst aktiv werden müssen. In der ersten Sendung wurden beispielsweise Themen, wie kuriose Tiere, Spicken in der Schule, skurrile Pflanzen und Synästhesie behandelt. Ziel dabei ist es natürlich, sich nicht täuschen zu lassen und letztlich das Spiel für sich zu gewinnen. Nach jeder Spielrunde gibt es eine Erklärung, die wissenschaftlich fundiert ist.
Die Spieler vom 22.09. waren die prominenten Gäste Schauspieler Sky du Mont, Schauspielerin und Sängerin Nora Tschirner, Handballlegende Stefan Kretzschmar und Nachrichtensprecherin Judith Rakers.
Moderiert wird die Sendung von Dirk Steffens, welcher seinerseits auch Naturexperte ist.

Selektive Wahrnehmung

Eines der Spiele hatte einen Kurzfilm als Gegenstand und wurde, wie sich später herausstellte, zur Thematik der selektiven Wahrnehmung gezeigt.
Dieser Kurzfilm wurde vom Moderator als Kriminalfall angekündigt, denn ein Richter wurde ermordet. Es gibt drei Tatverdächtige, die vom ermittelnden Kommissar in diesem Film befragt werden. Die Aufgabenstellung von Dirk Steffens an die vier Promis lautete, dass sie darauf achten sollen, was der ermittelnde Kommissar macht, wie er die Befragung durchführt und dass sie sich letztlich eine Meinung dazu bilden sollen, ob seine Schlussfolgerungen korrekt sind und der richtige Täter gefasst wurde.

Als der Kurzfilm vorbei war, war für die Promis klar, dass die Schlussfolgerung vom Kommissar falsch war! Nicht der Gärtner, sondern der Maler war der Täter.
Jedoch endete die Diskussion recht schnell, da Dirk Steffens nicht die erwartete Frage „Wer ist der Täter?“, sondern eine ganz andere Quizfrage stellte. Diese lautete plötzlich: „Wie viele deutlich sichtbare Veränderungen gab es insgesamt während der Zeugenaussagen am Tatort?“

Die ersten Reaktionen waren Verblüffung und deutliches Nichtwissen.

Dieses Phänomen nennt man die selektive Wahrnehmung. Dieses Thema ist uns MuK-Studenten sehr bekannt, da diese wissenschaftlich fundierte Erklärung ebenso für die Aufnahme von Medienbotschaften gilt.

Hintergrund ist, dass das menschliche Gehirn über eine beschränkte Wahrnehmungskapazität verfügt. In der heutigen Zeit werden die Rezipienten wortwörtlich mit medialen Inhalten überflutet: In der Zeitung sind Werbeanzeigen regelrecht aneinander gereiht, der Besuch von Internetseiten gestaltet sich manchmal auch als recht mühsam, da Pop-up-Werbeblöcke plötzlich den Inhalt überlagern, bei der mobilen Facebook-Nutzung schleichen sich langsam immer mehr Werbebeiträge zwischen die Chronik-Beiträge, etc.

Die menschliche Aufnahmekapazität ist begrenzt; wir sind also genetisch und physisch gar nicht in der Lage alle Werbebotschaften aufzunehmen. Wir selektieren, jeder für sich, teilweise ganz unbewusst. Und das ist auch ganz gut so – ansonsten würden wir in der Medienflut untergehen und regelrecht ertrinken.

Meiner Meinung nach, transportiert dieser hübsch gestaltete Beitrag der Show Mich täuscht keiner! die Thematik der selektiven Wahrnehmung wunderbar. Die Promis haben sich voll und ganz auf die Aufgabenstellung konzentriert und dabei das offensichtliche übersehen.

Die einzig richtige Antwort – nämlich 20 Veränderungen! – wurde übrigens lediglich von der Nachrichtensprecherin Judith Rakers gewählt – und das vielleicht auch nur auf gut Glück?!

Hier gibt es die TV-Sequenz zum Thema selektive Wahrnehmung von „Mich täuscht keiner!“ zu sehen.

 

Bildquelle: © pixabay.de / ein Bild von DKunert

Norine Palme

"Wenn der Plan nicht funktioniert, dann ändere den Plan - aber niemals das Ziel!" Norine schloss das Studium an der SRH im Jahr 2018 ab. Beruflich ist sie in einem Verlagshaus tätig und widmet sich dort dem Management von verschiedenen Content-Marketing-Kampagnen. Im MuK-Blog schreibt Norine vornehmlich über Themen wie (digitales) Marketing, PR und Digitalisierung.