Die Barbie: 56 Jahre alt und in der Midlife-Crisis
Eben so betitelt Frau Dr. Christine Eichel, promovierte Philosophin, freie Buchautorin und Moderatorin, die Barbie 2009 in der Talkshow „ZDF Nachtstudio“ im Diskurs zum Thema „Frauenbild Barbie“.
Videoquelle(n): YouTube: vonMierendorff
Am 9. März 1959 erblickte die kleine Barbie, initiiert durch die Firma Mattel, das Licht der Welt. Als wahr gewordener Männertraum in blond mit den Maßen 99-46-84 verkaufte sie sich bereits bis 2009 weltweit etwa eine Milliarde mal. Die Barbie ist heute 56 Jahre alt und befindet sich in einer umsatztechnischen Midlife-Crisis.
So kennen wir sie, die klassische Barbie: Plastisch, pink, schlank, hübsch und perfekt – der Liebling vieler kleiner Mädchen !!!
Bildquelle(n): © MuK-Blog.de / Fink, J./ eigene Darstellun
Seien wir mal ehrlich, wer von uns Mädels hat nicht mit ihr gespielt?! Die Barbie prägte ohne Frage bisher mehrere Generationen in ihrem Verständnis von weiblicher Ästhetik.
Mattel ist neben Fisher Price der weltweit zweitgrößte Spielzeughersteller. Die Firma Mattel hat aber wie andere global agierende Unternehmen auch, seit einigen Jahren mit Umsatzschwierigkeiten zu kämpfen. Laut der Analyse einiger Experten liegt die Ursache hierfür in der voranschreitenden Digitalisierung, da Kinder heutzutage neben der herkömmlichen Spielpuppen auch mit Tablets und Smartphones spielen.
Das Marketing der Barbie hat auf die rückläufigen Verkaufszahlen der Marke reagiert, indem das Markensymbol Barbie an die Pluralisierung des modernisierten Frauenbildes angepasst wurde. Der durch die Marke Barbie verzeichnete Umsatzrückgang liegt bei etwa der Hälfte im Vergleich zur Vergangenheit.
Mager, perfekt und blond war gestern! Die neuen Barbies von heute sind mehr als bloß mädchenhaft. Sie sind kurvig, tragen trendy Haarschnitte, haben verschiedene Hautfarben und sind heute so vielfältig wie das Frauenbild selbst.
Perfekt ist out!
Das Facelift der Barbie hat mit dem Jahr 2016 begonnen! Das Produkt Barbie wurde aus der befürchteten letzten Phase seines Produktlebenszyklus ausgeklammert und neu erfunden. Das Management der Barbie einigte sich auf kurvigere, exotischere, kleinere und modernere Erscheinungsformen der ehemals so perfekten Frau aus Plastik.
In diesem Jahr bringt Mattel die neue Barbie-Serie „ Fashionista- Line“ heraus.
Die Barbie hat heute Ecken und Kanten und etwas mehr auf der Hüfte. Barbie nähert sich, zwar längst überfällig, endlich dem Zeitgeist des 21. Jahrhunderts an. Diese Tendenz wird vermutlich bei einigen Müttern, den potenziellen Käufern der Barbie, auf positive Resonanz stoßen. War sie gestern noch eine Art surreale Konkurrentin normalgewichtiger Frauen, spiegelt sie heute schon eher die Frau von nebenan.
„Durch die neue Vielfalt kann nun jedes Mädchen die Puppen auswählen, die ihr am meisten gefallen und zu denen sie einen Bezug hat“, sagt Evelyn Mazzocco, Senior Vice President und Global General Manager bei Mattel. „Wir bieten Mädchen dadurch die Vielfalt an Wahlmöglichkeiten, die sie in der heutigen Welt sehen und erleben.“ Interview 28.01.2016 mit der „Welt“.
Laut Mazzocco wurde über zwei Jahre lang Social Media Monitoring betrieben, um die Wünsche und negative Kritik der Kunden an der Barbie zu analysieren und infolge dessen auf diese zu reagieren.
Die neuen Körperformen seien nun der logische, nächste Schritt in der Entwicklung der Puppe. „Barbie macht eine Evolution durch“, sagt Produktmanagerin Mazzocco. „Wir befinden uns auf einer Reise“.
Und die Reise ist noch lange nicht zu ende!
Soziologen, Frauenrechtler und weitere Experten auf dem Gebiet der Gender-Studies gehen hierbei von Veränderungen der Gesellschaft durch Aspekte wie die fortschrittlich entwickelte Emanzipation der Frau in der Westlichen Welt aus. Sie sehen in der optischen Neuausrichtung der Barbie eine reaktive Anpassung an die gesellschaftlichen Veränderungen, die nicht zuletzt durch die Firma Mattel auf das Generieren hoher Umsätze ausgerichtet ist.
Genau an diesem Punkt stellt sich doch nun die Frage inwieweit sich gerade junge Frauen heutzutage in einer absoluten Luxussituation befinden, in der sie dem stagnierenden Ideal der Barbie nacheifern oder gar eventuell sogar besser noch, ihre eigene Lebensform wählen können und dürfen. Sie können sich für die traditionelle Lebensform der Ehe mit Kindern entscheiden oder gegen sie und in Single-Haushalten ohne Kinder, gleichgeschlechtlichen Ehen oder in der reinen Karrierewelt leben.
Frauen können sich dem Ideal widersetzen, indem sie aussehen wie sie es mögen. Dies impliziert auch die Freiheit der plastischen Simulation des Barbie-Bildes durch ästhetische Korrekturen wie Brustoperationen oder Liftings.
Die prominente Frauenwelt erfindet sich aktuell durch den Begriff des „After-baby-body“ neu, der jedoch wieder einmal einen rückläufigen emanzipatorischen Gedanken aufweist, da das Wesen der Frau auf die reine Optik reduziert wird. „Frau soll sexy und modern sein“, eben auch so schnell wie möglich wieder nach der Geburt eines Kindes. Das moderne Bild der Frau von heute wird doch gerade durch solch rückläufige Trends in den Sozialen Netzwerken zunichte gemacht, oder etwa nicht?
Die Band „Aqua“ fasste die gesellschaftliche und möglicherweise maskuline Auffassung einer reinen Barbie mit ihrem im Jahre 1997 veröffentlichten Song
„Barbie Girl“ treffend zusammen:
„I’m a Barbie girl in a Barbie world
Life in plastic, it’s fantastic
You can brush my hair, undress me everywhere
Imagination, life is your creation (…)
Welche neue „Barbie“ könntet ihr sein?
Oder wollt ihr lieber „Ken“ sein?
Textquelle(n): focus.de, abgerufen 06.05.2016
Textquelle(n): finanzen.net, abgerufen 06.05.2016
Textquelle(n): magistrix.de, abgerufen 06.05.2016