Brain-Computer-Interfaces eröffnen neue Möglichkeiten, die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu gestalten. Die direkte Verbindung von Gehirn und Computer verspricht bahnbrechende Fortschritte in Medizin, Rehabilitation und Technologie. Doch die Kehrseite der Medaille birgt immense Risiken und ethische Herausforderungen.
Invasiv und nicht-invasiv
Es gibt zwei unterschiedliche Wege wie ein BCI funktionieren kann. Auf dem nichtinvasiven Weg werden durch Elektroden, die am Kopf einer Person installiert werden, per Elektroenzephalografie (EEG) die Gehirnströme gemessen und ausgewertet. Die andere Möglichkeit ist eine direkte Verknüpfung eines Implantats mit dem Gehirn einer Person. Das Einsetzen eines solchen Implantats ist mit einer Operation und damit großen Risiken für die Gesundheit des Patienten verbunden.
Beispiel aus der Praxis
Französischen Forschern gelang es bei einem querschnittsgelähmten Patienten erste Erfolge zu erzielen. Sie zeichnetet über zwei Jahre seine Gehirnströme auf und werteten diese aus, sodass sie letztendlich die Gehirnströme identifizieren konnten, die für Bewegungen zuständig sind. Das BCI wurde anschließend mit einem Exoskelett verbunden, worin der Patient angeschnallt war. Das Resultat war verblüffend, der Patient konnte durch seine Gedanken, mithilfe des BCIs und des Exoskeletts seine Arme und Beine leicht bewegen. So ist es in Zukunft theoretisch denkbar, dass bei Verbesserung der Technik und der Erschwinglichkeit der Hardware gelähmte Menschen, ein Teil ihrer Autonomie wiederbekommen könnten.
Künstliche Intelligenz
Mit einer KI gepaart bieten BCIs neue Ausmaße an Analysemöglichkeiten. So konnte Takagi und Nishimoto von der Osaka University in Japan in einem Experiment durch „Neural Decoding“, also das Auslesen und Auswerten der Gehirnströme, Bilder aus den Gehirnströmen von Testpersonen erzeugen. Die Testpersonen schauten sich beim Decoding-Prozess ihnen gezeigte Bilder an. Die Resultate sind erschreckend nah am Original:
Vorteile
Die Technologie kann gemäß diesem Beispiel immense Vorteile bringen:
- Menschen mit Lähmungen können BCIs nutzen, um Prothesen oder Roboter durch Gedankenkraft zu steuern und so ihre Mobilität zurückzuerlangen.
- Menschen mit Sprachbehinderungen können mithilfe von BCIs kommunizieren, indem ihre Gedanken in Sprache umgewandelt werden.
- Blinde Menschen können mit BCIs rudimentäre Seheindrücke erhalten.
- Epilepsiepatienten können BCIs zur Behandlung ihrer Epilepsie nutzen, indem diese Anfälle vorhersagen.
- Schlaganfallpatienten können BCIs nutzen, um ihre verlorenen motorischen Fähigkeiten wiederzuerlangen.
Die letzte Bastion
Allerdings kommen diese ganzen Vorteile nicht ohne einen hohen Preis. Die Kontrolle über unsere Gedanken ist die letzte Bastion der menschlichen Privatsphäre. BCIs könnten diese Bastion hinter sich lassen und unsere intimsten Gedanken und Emotionen der Außenwelt preisgeben. Die Gefahr des Missbrauchs ist immens:
- Überwachung: BCIs könnten zur lückenlosen Überwachung von Menschen eingesetzt werden, was die Privatsphäre und Freiheit massiv einschränkt.
- Diskriminierung: Menschen mit bestimmten Gehirnaktivitäten könnten diskriminiert oder stigmatisiert werden.
Herausforderungen
Die ethischen Implikationen von BCIs sind wie bereits erwähnt komplex und weitreichend. Es ist unabdingbar, dass die Entwicklung und Nutzung dieser Technologie transparent und unter strengen ethischen Auflagen stattfindet.
Neben den ethischen Bedenken werfen BCIs auch technische Herausforderungen auf. Die Datensicherheit und der Schutz vor Hackern spielen eine zentrale Rolle. Fehlfunktionen in der BCI-Software könnten fatale Folgen für die Patienten haben.
Fazit
Die Zukunft der BCIs ist ungewiss. Brain-Computer-Interfaces eröffnen neue Möglichkeiten – das Potenzial der Technologie ist enorm, aber die damit verbundenen Risiken und Herausforderungen müssen ernst genommen werden. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Diskussion notwendig, um die ethischen Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Nutzung von BCIs zu definieren.
Der kritische Blick auf BCIs ist notwendig, um die Chancen und Risiken dieser Technologie abzuwägen. Die Zukunft der Mensch-Maschine-Interaktion sollte auf dem Fundament von Freiheit, Privatsphäre und Selbstbestimmung des Menschen gestaltet werden.
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Quellen:
https://www.heise.de/hintergrund/Programmieren-und-KI-Kuenstliche-Intelligenz-in-der-Softwareentwicklung-6150110.html
https://www.get-in-it.de/magazin/arbeitswelt/it-arbeitsmarkt/zukunft-der-softwareentwicklung
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3497935
https://www.int.fraunhofer.de/de/geschaeftsfelder/corporate-technology-foresight/trend-news/brain-computer-interfaces.html
https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/neural-decoding-wie-ki-lernt-unsere-gedanken-zu-lesen/29225256.html
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0893608023006470
https://github.com/yu-takagi/StableDiffusionReconstruction?tab=readme-ov-file
Artikelbild:
Foto von Milad Fakurian auf Unsplash
Bild Testresultate Takagi and Nishimoto 2023:
https://github.com/yu-takagi/StableDiffusionReconstruction/blob/main/visual_summary.jpg