Es ist etwas mehr als sechs Jahre her, als in den USA ein neuer Präsidentschaftskandidat von sich reden machte. Er nutze “Social Media” um nah beim Volk zu sein und führte einen großen Teil seines Wahlkampfs über Twitter. Die deutschen Medien waren begeistert und dieses “Social Media” war zum ersten Mal in aller Munde.
Kurz danach ging ein Tweet um die Welt. Am 15. Januar 2009 twitterte Jānis Krūms: “There’s a plane in the Hudson river“, und die Medien griffen das begeistert auf. Viele Beispiel folgten –allesamt Nachrichten die wir über Social Media erfuhren. Social Media war (ist) seitdem in aller Munde.
Damals predigten Kommunikations-Fachleute auf einmal nicht mehr von ihrer Kanzel sondern sahen sich auf Augenhöhe mit den Menschen. Alle waren sich einig, dass dies die Unternehmen und die Welt verändern, wahrscheinlich sogar verbessern würde. Der Verbraucher sollte eine mächtige Stimme bekommen und das Unternehmen eine Möglichkeit des direkten Austausches mit Stakeholdern. Ein neues Zeitalter der Kommunikation schien angebrochen.
Social Media Manager sind damals wie Unkraut aus dem Boden gewachsen und haben Einzug in manch ein Unternehmen gehalten. Doch was ist mit ihnen geschehen? Fakt ist, dass Social Media Manager von heute in den wenigsten Unternehmen wirklichen Einfluss haben. Sie sind da, sie machen ihren Job, aber die Budgets werden an anderer Stelle verteilt. Einige wenige deutsche Unternehmen haben ernst zu nehmende Social Media Kampagnen entwickelt und gefahren, aber das Gros „macht doch eben einfach nur Facebook“. Unternehmenskommunikation und Personalabteilungen sind zumindest nicht die Gewinner. Die wirklichen Budgets wandern nach wie vor ins Marketing –und zwar dorthin wo sich der Return on Investment direkt messen lässt. Wem mag man das verübeln?
Wir sprechen immer vom digitalen Wandel –dieser ist durchaus da, hat aber wenig mit Social Media zu tun. Social Media ist wohl eher ein Teil dieser Veränderung. Keiner meiner Freunde steht in direkter Kommunikation mit Unternehmen. Niemanden interessiert was diese auf ihrer Facebook Seite treiben. Im besten Fall wird der Social Media Auftritt des Unternehmens genutzt um sich über irgendetwas zu beschweren. Keine Kommunikation, kein Austausch, kein voneinander lernen, … Sicher gibt es echte Fans einer Marke und auch Social Media Experten interessieren sich für Social Media, aber das ist nicht die breite Masse. Die breite Masse chattet und tauscht Fotos mit Freunden. MEHR NICHT!
Der digitale Wandel findet nicht durch die Kommunikation statt, sondern Kommunikation ändert sich mit dem digitalen Wandel. Das digitale Zeitalter verändert Märkte durch die Schnelligkeit in der Entwicklung, durch die Globalisierung und durch neue politische und unternehmerische Strategien. Das ist es worauf Unternehmen sich einlassen müssen, Social Media ist, wenn überhaupt, nur eine Ausprägung des großen Ganzen.
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