I like you

Oder: Wieviel Likes verträgt ein Video?

So, Ihr Lieben, ich soll hier für Euch 300 bis 400 Wörter schreiben. So sollte ein Artikel in einem MuK-Blog aussehen. Oder vielleicht sollte so ein Artikel überhaupt aussehen. Bis hier sind das jetzt so ca. 35 Wörter, aber umso mehr ich hier meine Gedanken in Textbausteine konvertiere, umso mehr schraubt sich die Anzahl der Wörter hoch und höher. In der Regel habe ich so viel zu plappern, dass ich weit über die 400er Schallmauer hinausdonnere und dann hoffe ich jedes Mal, dass Ihr auch mit mir diese durchbrecht und mir folgt in die unendlichen Weiten weit über die allgemeine Konzentrationsbereitschaftsschwelle von 180 bis nun mehr 240 Zeichen, weit in die Unendlichkeit bis hin zum Olymp der Prosa, folgt mir in die Phantasiewelt einer „unendlichen Geschichte“, zusammen mit Fuchur1 dem Glücksdrachen und dann gebt mir einen … eh … Like?!? Hier an diese Stelle gehört jetzt eigentlich ein verwundernd guckendes Emoji, aber im derzeitigen Sumpf der Urheberdiskurse lass ich das lieber und beschränke mich auf die textliche Ausmalung des sonst bildlich dargestellten Gefühlsausbruches.

Ja, wie alle in unserer Selbstoptimierungswelt sammele auch ich Likes und Herzchen! I Like you!

Ich stelle mich dar, in einer Welt von Darstellern und möchte für jeder meiner Darstellungen eine Belohnung. I like you. – Ok, Schokolade würde auch gehen, aber das nur, wenn keine Likes kommen und ich deprimiert unter meiner Kuscheldecke verschwinde. Interessant ist, dass manche bei einem müde gehauchten „Guten Morgen liebes verficktes Twittervolk“ eine Millionen Herzchen bekommen und ich für den selben enthusiastischen Satz, ein Klitzeklitzekleines.

Ok, ich habe halt nicht so viele Follower,

was by the way wahrscheinlich daran liegt, dass ich immer soviel sonderbaren Blödsinn in Blogs schreibe und sich die Menschheit zu distanzieren versucht. Sie versucht, vor Schwachsinn zu flüchten. Das versuche ich auch sehr oft, aber es gelingt mir nicht. Er verfolgt einen von allen Seiten durch die extraorbitante Anzahl von Herzchen und Likes. Bin ich nicht normal, wenn ich z.B. die Musik von Ed Sheeran (43 Mio. Abonnenten auf YouTube) nicht mag oder Luis Fonsi (mit Despacito, meist gesehenes Musikvideo auf YouTube) nicht kenne? Jetzt kommt ein schreiendes, davonrennendes Emoji… ICH BIN EIN FREAK!!! Eine Aussätzige, ein ?!?! – Moment mal. Ich frag mal meine 430 Kumpels im Twitter:

Umfrage Luis Fonsi
Meine Twittwe-Umfrage zum Bekanntheitsgrad von Luis Fonsi – hm.

Also, ausgehend von den 31 Antworten, kennen 90% Luis Fonsi nicht. Nun könntet Ihr ja sagen, gemäß quantitativer Datenanalyse ist das mit so einer mickrigen Stichprobe nicht signifikant und wahrscheinlich ist der im spanisch sprechenden Weltteil der Erdenkugel viel bekannter und da eine der meistgesprochenen Sprache in der Welt spanisch ist, kommt er ganz locker auf die schlappen 6,55 Milliarden Views (Zeitraum 2017 bis jetzt).

I like you
Also dann schaut Euch das Video mal an und lasst Euch begeistern!

Im Übrigen nutzten 2018 ca. 3,9 Milliarden Menschen weltweit das Internet3. Jetzt wäre mal interessant zu wissen, wer von denen für die vielen Views verantwortlich ist. <verwundernd dreinblickendes Emoji>. Also ich habe 3 mal draufgeklickt, aber Video nicht bis zu Ende ertragen. Hat die etwa YouTube jetzt alle mitgezählt???? Bin ich für dieses Musikdesaster mitverantwortlich??? Aber zu meiner Reputation kann ich sagen, ich gehöre auf keinen Fall zu den 36 Mill. Likes, die das weltweite Musikbusiness regieren und verantwortlich sind für die weltweit regierende Musikdepression der großen Industrien.

Ich weiß, ich bin nur neidisch.

Da mein Musikvideo nur 108 Views geschafft hat. Obwohl ich das bewährte Lockmittel „putziges, kleines, niedliches Hamster“ eingesetzt habe.

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Dummerweise hat allerdings mein Hamster kein putziges Mützchen auf, so wie in „Funny Hamsters Videos Compilation #6“ mit schlappen 74.636 Views seit dem 09.12.2019.

I like you
…. soooooooo cute…..

 Also wieviel Likes verträgt ein Video?

Also meins würde definitiv mehr vertragen. Da ich der Meinung bin, könnte ich ja eine kluge Marketingstrategie anwenden und einfach so ein paar Likes im Internet kaufen. Klar, das machen jetzt viele Leute. <Schulter zuckendes Emoji>. Sogar Politiker. Das geht bei allem: bei Amazon, bei YouTube, bei Twitter und Instagram auch. 30.000 Follower auf Instagram kosten ca. 250 EUR. Da braucht Ihr nur bei Google zu googeln und schwupp stehen die besten Angebote als Anzeige ganz oben. Der Markt ist schon hart umkämpft und wenn Ihr gut aufpasst bekommt Ihr sicherlich auch mal so ein Like-und-Herzchen-Sonderangebot im Schlussverkauf angeboten.

Marketingstrategie vs. Betrug

Was wäre, wenn plötzlich alle Likes und Herzchen nicht mehr für alle sichtbar wären, sondern nur für die, die den Tweet, das Post oder das Video eingestellt haben? Schwupp, alle wertschöpfenden und innovativen Like-Anbieter arbeitslos und wir wären zurückversetzt in die alten Zeiten von ARD und ZDF mit dem Zählen von Einschaltquoten. Wie wären denn dann die Einschaltquoten auf YouTube? Oder, wie wäre es, wenn ARD und ZDF auf Ihre Beiträge Likes im YouTube ernten würden? Vielleicht auf die vielen, von unseren Radio- und Fernsehgebühren finanzierten Sportsendungen? Ok, auch ein schönes Thema, aber ich verplaudere mich gerade… und im Übrigen habe ich jetzt schon lange meine 300 bis 400 Wörter voll.

Also bis denne, I like you. Eure Jana

… ach ja. Den hier könnt Ihr bis zu Ende gucken und gebt ihnen einen Like. Sie freuen sich drüber.

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1 – Fuchur der Glücksdrache aus Michael Endes „Unendlicher Geschichte“.
2 – Ranking der meistgenutzten YouTube-Videos aller Zeiten nach der Anzahl der Views bis Dezember 2019 (in Milliarden)
3 – Statista. Abgerufen am 08. Dezember 2019 von https://de.statista.com/themen/42/internet/

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Jana Beyer

Jana hat mit Medien- und Kommunikationsmanagement eigentlich gar nichts zu tun. Sie arbeitet im Bereich Learning / Managementsysteme eines großen Chemieunternehmens. Seit sie sich das erste Mal mit dem Internet vertraut machte, interessiert sich die gelernte Laborantin mit BWL Studium für digitale Medien, Design und das Gestalten von Webseiten. Ihr liebstes Hobby ist die www.Kulturspalte.de. Das Masterstudium an der SRH absolviert Jana „einfach nur, weil es eben interessant ist!“.