Im Jahr 2013, genauer gesagt gegen Ende des Jahres 2013, entfachte der Internetriese Google unter Internetusern eine regelrechte Diskussion. Diese Diskussion zielte auf den Zwang ab, den die führende Suchmaschine seinen Nutzern in Verbindung mit seinem Tochterunternehmen YouTube auferlegte. Wer künftig YouTube-Videos kommentieren wollte, für den wurde ein separates Anmeldeverfahren erforderlich, da ein einfaches Konto bei Google nicht mehr ausreichend war. Selbst für einen simplen Kommentar unter dem entsprechenden Video wurde ein sogenanntes Google Plus Konto erforderlich, womit selbst der Gründer von YouTube, Jawed Karim, nicht einverstanden war. Schimpftiraden sowie virtuelle Pixel Panzer waren die fast schon logische Konsequenz und Google Plus wurde sozusagen unter einem schlechten Stern geboren. Obgleich der damalige Protest gegen Google Plus wenig ertragsreich war, so haben die Gegner nunmehr doch gewonnen.
Späte Einsicht
Zu Beginn des Jahres 2016 kündigte das Unternehmen Google an, dass das ungeliebte Google Plus aus mehreren unternehmenseigenen Produkten verschwinden wird. Den Anfang macht eben jene Tochter, die damals als Ausgangslage für Diskussionen diente. Künftig wird es somit wieder möglich sein ein entsprechendes YouTube-Video auch ohne Google Plus Konto kommentieren zu können. Ein herkömmliches Google-Konto ist hierfür nunmehr ausreichend. Das ursprünglich als soziales Netzwerk konzipierte Google Plus tritt damit langsam seinen Abgang an, da Konteninhaber neue Möglichkeiten zur Kündigung des Kontos bekommen sollen. Laut dem Manager des Unternehmens Google, Bradley Horowitz, habe man sich mittlerweile von dem Wunschdenken verabschiedet, dass ein Google Plus Konto für die Nutzer einen anderen Nutzen abseits des sozialen Netzwerkes habe. Der ursprüngliche Plan des Unternehmens, ein Netzwerk als Grundlagenstruktur für die Sharing Dienste des Unternehmens zu etablieren, sei damit wohl endgültig gescheitert. Neben YouTube sollten auch die Dienste Maps sowie Fotos in Google Plus zusammenlaufen und eine Art Timeline, ähnlich der Funktion des sozialen Netzwerkes Facebook, des jeweiligen Nutzers bilden.
Wenig Nachfrage und Diskussion über die Zukunft
Google Plus konnte sich jedoch niemals der großen Nachfrage des Nutzers erfreuen und hat die Erwartungen des Unternehmens somit nicht erfüllen können. Obgleich das Google-eigene Netzwerk aktuell über mehr als 2,2 Milliarden registrierte Profile verfügt, so zeigt die Analyse des Unternehmens deutlich, dass lediglich ein Prozent aller registrierten Nutzer dieses Profil auch wirklich aktiv nutzen. Die Tendenz sei sogar noch fallend, was Google zu der Erkenntnis führte, dass das Profil nur unter Zwang hin angelegt wurde um andere Dienste aktiv nutzen zu können. Für einen Dienst, der grundlegend davon lebt, dass ein aktiver Austausch aller Nutzer untereinander stattfindet, ist dies natürlich absolut verheerend.
Als Hauptgrund für das endgültige Scheitern des Dienstes Google Plus kann das reine Nutzerverhalten an sich gewertet werden. Unzählige Menschen sind bereits bei Facebook registriert so dass die Nutzung eines zweiten sozialen Netzwerkes in Form von Google + schlicht und ergreifend zu zeitaufwendig und mühselig erscheint. Obgleich Google Plus mit seiner Hangout-Funktion durchaus eine benutzerfreundliche Innovation bot, so war letztlich der Vorsprung von Facebook zu groß. Da nunmehr das Google Plus Konto für die aktive Nutzung von YouTube nicht mehr benötigt wird stellt sich selbstverständlich nahezu zwangsläufig die Frage, wofür der Dienst überhaupt noch benötigt wird. Die ersten User stimmen bereits einen eher weniger traurigen Abgesang ab, doch Google kündigte an, dass der Dienst in einer noch unbekannten Form überleben wird.
Verständlicherweise würde der Marktriese niemals öffentlich zugeben, dass der Dienst einen frühzeitigen Tod erleben müsste. Vielmehr nimmt das Unternehmen eine Entbündelung vor so dass es wahrscheinlicher erscheint, dass diese Entbündelung, die bereits mit Streams und Fotos ihren Anfang nahm, sich auch auf zukünftige Dienste von Google fortsetzt. Dies bedeutet, dass die Dienste letztlich einige Funktionen von Google plus enthalten werden, jedoch keine Integration des sozialen Netzwerkes voraussetzen. Laut Horowitz ist die Idee mit dem sozialen Netzwerk jedoch nicht endgültig vom Tisch, vielmehr wird sich der Dienst alleinig darauf beschränken. Das Netzwerk hat ja schließlich nicht nur Gegner sondern ist in ganz speziellen Communitys sowie in der generellen Technikbranche durchaus angesagt. Auf diese Nachfrage möchte Google mit seinem Netzwerk künftig stärker eingehen und diese Nachfrage nunmehr spezialisierter bedienen.
Wir freuen uns über diesen Gastartikel von Sebastian Baake, dem Betreiber von trialo.de, einer Plattform für unabhängige und transparente Testberichte zum Verbraucherschutz.
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kpgolfpro / Kevin Phillips • Sanaday/Orkney Island, United Kingdom