Dass Kommunikation alles andere als einfach ist, hat von uns bestimmt schon jeder erfahren. Man muss zuhören, aufmerksam sein, bereit sein sich auf den Kommunikationspartner einzulassen und dann auch noch verstehen, was der andere einem überhaupt mitteilen will. Botschaften formulieren, empfangen und entschlüsseln – eine Aufgabe mit der wir uns täglich vielfach auseinander setzen müssen. Egal wo wir sind: Irgendwas oder irgendwer will immer mit uns kommunizieren.
Wer mit offenen Augen durch die Straßen geht, wird heutzutage sehr schnell auf Street Art stoßen. Da kann man in der Stadt schon mal einem Trumpeltier über den Weg laufen oder sein Mantra für den Tag finden. Was diese „Straßenkunst“ nun mit Kommunikation zu tun hat?
Machen wir es uns einfach und schauen auf Wikipedia nach. Dort wird bei der Definition von Street Art auf das Buch „Banksy – Urban art in a material world“ verwiesen, welches diese Kunst als „selbstautorisiert angebrachte Zeichen aller Art im urbanen Raum, die mit einem weiteren Personenkreis kommunizieren wollen“ beschreibt. Und da haben wir es schon – Street Art ist eine Form der Kommunikation. Sie versucht über verschiedene, nicht kommerzielle Formen von Kunst im öffentlichen Raum Botschaften an eine breite Masse zu vermitteln. Im Gegensatz zu Graffiti, bei dem das kunstvolle Schreiben und Malen des eigenen Namens oder der Crew im Mittelpunkt stehen (Taggen), setzt Street Art auf die kunstvolle Verpackung einer Botschaft. Diese kann eindeutig oder auch verschlüsselt vermittelt werden.
Interpretationswürdig ist Street Art allemal, denn nicht jeder kann damit etwas anfangen. Viele assoziieren mit Street Art Graffiti, sinnloses Geschmiere an Hauswänden und Vandalismus. Doch Street Art ist viel mehr. Die Künstler möchten eine bestimmte Botschaft übermitteln. Gearbeitet wird mit verschiedenen Materialien und Techniken. Immer mit dem Bewusstsein, dass viele geschaffene Kunstwerke auch nur kurzzeitig im öffentlichen Raum bestehen bleiben oder Vandalismus zum Opfer fallen können.
Mittlerweile gibt es einige äußerst bekannte Street Art Künstler. Allen voran Banksy, bekannt für seine politischen Statements, die dank der recht schnellen Stencil-Technik (Motiv wird mit Hilfe einer Schablone angebracht) plötzlich im öffentlichen Raum auftauchen. Banksy ist da schon irgendwie ein Kommunikationsgenie. Immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen Botschaft. Der französische Street Art Künstler JR ist hingegen dafür bekannt, dass er riesige Plakate von zuvor fotografierten Menschen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten an Hauswände anbringt. Das deutsche Street Art Duo HERAKUT definiert sich über großflächige Murals (Wandgemälde), die eine sehr individuelle Bildsprache besitzen. Der Mensch steckt hier meist in der Hülle eine Tieres, kombiniert mit einem Spruch, den die Künstler je nach Entstehungsort auch in mehrere Sprachen übersetzen. Die Kunstwerke spielen meist auf gesellschaftliche Probleme und Fragen an. Die italienische Künstlerin Alice Pasquini hat sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht gesellschaftliche Themen über Wandgemälde zu vermitteln.
Aber auch eine Vielzahl unbekannter, kleiner Künstler und Aktivisten treibt im öffentlichen Raum ihr Unwesen und erfreuen, überraschen und schockieren ihre Betrachter. Sie werfen mit politischen Statements um sich, gehen unter die Philosophen, sprechen Mut aus oder machen auf problematische Situationen aufmerksam. Sie hinterlassen Spuren, die einem zum Schmunzeln, Nachdenken und Hinterfragen bringen.
Street Art ist nicht immer auffällig. Künstler kreieren auch gerne kleine Werke oder hinterlassen versteckte Botschaften. Bei manchen muss man schon genauer hinschauen oder den richtigen Blickwinkel haben, um diese zu entdecken. Besonders beliebt hierfür sind Ampeln, Straßenschilder, Treppen oder Stromkästen. In vielen größeren Städten zieren aber mittlerweile auch immer mehr großflächige Murals oder Installationen Gebäude, Mauern oder öffentlichen Flächen.
Kommunikation ist (eine) Kunst und Kunst ist Kommunikation. Street Art ist das perfekte Beispiel dafür. Und wie bei jeder Art der Kommunikation gilt auch hier: Nur wer die Botschaft verstehen mag, versteht sie auch.
Bildquelle: © MuK-Blog.de / Fotograf: Maier, Stefanie
Buchverweis: Ulrich Blanché: Banksy – Urban art in a material world. Tectum Verlag. Marburg. 2016