Geschätzte Lesedauer: 7 Minuten.
Kreativitätstechniken spielen im Marketing eine essentielle Rolle, um innovative Ideen zu entwickeln und sich von Konkurrenzfirmen abzuheben. Dabei ermöglichen marketingbezogene Kreativitätstechniken es einerseits, eine breite Palette an Ideenoptionen zu erarbeiten, und andererseits, die Vielfalt sowie die Effektivität der strategischen Ansätze durch geschickte Verknüpfung zu maximieren.1 (Großklaus (2006), S. 136) In einer zunehmend digitalisierten und schnelllebigen Welt reicht es nicht mehr aus, klassische Werbeansätze zu verfolgen. Firmen setzen daher gezielt auf Kreativitätstechniken. Diese Techniken können insbesondere dabei behilflich sein, kreative Blockaden zu überwinden. Besonders in der Markenkommunikation und Kampagnenplanung sind unkonventionelle Ansätze gefragt. Kreativitätstechniken helfen dabei, aus eingefahrenen und/oder gewohnten Denkmustern auszubrechen und innovative Strategien zu entwickeln. Die richtige Technik kann dabei den Unterschied zwischen einer austauschbaren Kampagne und einer viralen Erfolgsgeschichte ausmachen. Doch welche Kreativitätstechniken sind besonders wirkungsvoll? Dies soll der nachfolgende Blogbeitrag vermitteln.
Exemplarische Kreativitätstechniken für das Marketing
1. Mindmapping

Abbildung 1: „Beispiel eines Mindmappings“ (Quelle: Mai (2025))
Eine der bekanntesten Methoden zur Förderung kreativer Ideen ist das sogenannte „Mindmapping“. Gemäß Remmel wird Mindmapping auch als sogenanntes „Denkzeichnen“ definiert, welches als vielschichtig nutzbare Methodik Verwendung finden kann und: „[…] dabei hilft, einen Überblick über ein Problem, ein kompliziertes Thema oder auch bisherige Lösungsansätze zu gewinnen. Mit dieser Landkarte der Gedanken können Sie eine Struktur für ein Thema oder auch Problem entwickeln und sichtbar machen […].“2 (Remmel (2020), S. 222 – 223) Demnach kann Mindmapping insbesondere Anwendung bei Sachverhalten finden, welche hinsichtlich der Lösungsfindung detailliert und vielschichtig sein können.
Gemäß Mai soll die Mindmapping-Kreativitätstechnik zudem dabei behilflich sein, Gedankengänge systematisch zu ordnen und einfallsreiche Konzepte bildlich darzustellen.3 (Mai (2025)) Weinberg ergänzt in diesem Zusammenhang, dass mit Mindmapping: „[…] ein einzelner Gedanke in den Mittelpunkt der Seite gestellt wird, um dann durch Wortassoziation verwandte Themen davon abzuzweigen […]“.4 (Weinberg (2010), S. 59) Eine derartige Zentralisierung eines Kernbegriffs kann somit im Kreativitätsprozess respektive zur Findung von neuen Ideen unterstützend wirken.
Und Mai führt fort, dass sich Zusammenhänge auf diese Prozessweise erkennen lassen und Verknüpfungen zwischen verschiedenen Themenaspekten hergestellt werden können. Entscheidend sei, dass ausschließlich primär zum Hauptthema passende Stichwörter genutzt werden, um die Übersichtlichkeit des Gesamtkonstrukts zu gewährleisten. Auf ausführliche Erklärungen oder detaillierte Deskriptionen sollte entsprechend bewusst verzichtet werden.5 (Mai (2025))
Zur Durchführung dieser Methode bedarf es lediglich ein individuell großes und unliniertes Blatt Papier auf welchem relativ zentral das zu behandelnde Kernthema platziert wird. Anschließend kann entsprechend um dieses Hauptthema herum mit Symbolen, Farben und weiteren Schlüsselwörtern im Sinne einer Kernbegriffserweiterung gearbeitet werden für einen höheren Detaillierungsgrad. Mit gezeichneten Linienzuordnungen zu den einzelnen Gedanken zum Hauptbegriff werden die Unterpunkte verdeutlicht aus denen wiederum weitere Unterpunkte entstehen können. Eine entsprechend symbolhafte, farblich hervorstechende und klar strukturierte Anordnung einzelner Gedankengänge zum individuellen Hauptthema erleichtern dem menschlichen Gehirn das entsprechende Erinnerungsvermögen zu den behandelnden Themen.6 (Remmel (2020), S. 222 – 223)
2. Brainstorming

Abbildung 2: „Brainstorming-Phasen“ (Quelle: Mai (2025))
Gemäß Freyer möchte man bei dieser Kreativitätstechnik, ein jeweilig vorhandenes kreativbezogenes Potential all derjenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche einem Ideenfindungsprozess beiwohnen nach Möglichkeit vollständig abschöpfen. Diesbezüglich wird den Gruppenmitgliedern: „[…] ein großer Freiraum bei der Äußerung ihrer Ideen zugestanden, so daß [sic] es auch zur Formulierung von – zunächst – ausgefallenen Ideen und Problemlösungsvorschlägen kommt. Damit das Prinzip des Brainstorming [sic] funktioniert, müssen sich die Mitglieder der Gruppe an einige „Spielregeln“ halten […].“7 (Freyer (2011), S. 136) Nach diesen Ausführungen wird innerhalb des Brainstorming-Prozesses also ein Rahmen geschaffen in dessen die Beteiligten ihren Ideen freien Lauf lassen können.
Hinsichtlich der Umsetzung dieser Kreativitätsmethode führt Freyer weiter aus, dass die empfohlene Größe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Sitzung zwischen fünf bis zwölf sein sollte. Ebenso seien alle beteiligten Personen gleichberechtigt in ihren Äußerungen – beispielsweise in Bezug auf die Reihenfolge der einzelnen Sprechbeiträge. Im Mittelpunkt des Ideengenerierungsprozesses steht überdies die Maxime, dass die Quantität über der Qualität der Beiträge steht – Hemmnisse in Bezug darauf Äußerungen von Ideen zu treffen sollen somit abgebaut und eine freie Meinungskultur gefördert werden. Zudem ist das Äußern von Kritik an einzelnen Sprechbeiträgen für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht gestattet. In einer entsprechend separaten Sitzung werden die insgesamt evozierten Ideen einer Bewertung unterzogen.8 (Freyer (2011), S. 136)
3. Die 6-3-5-Methode

Abbildung 3: „Die 6-3-5-Methode“ (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Mai (2024))
Die sogenannte „6-3-5-Methode“ gehört ebenso zu den etablierten Kreativitätstechniken. Diese wird innerhalb eines Gruppengefüges in schriftlicher Art angewendet und dient in erster Linie dazu, dass vorhandene Ideen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern überdacht und weiterkonzipiert werden können – insbesondere im Kontext der Entwicklung neuer geschäftlicher Ideen.
Die Bezeichnung dieser Technik basiert auf ihrem Ablauf: Konkret erhalten sechs Personen jeweils ein Formular, auf dem sie drei Ideen notieren. Anschließend werden die Blätter insgesamt fünfmal weitergegeben. Jeder Beteiligter und jede Beteiligte erhalten zunächst ein speziell für diese Methode gestaltetes 6-3-5-Formularblatt. Dieses besteht aus einer Tabelle mit drei Spalten und sechs Zeilen, sodass insgesamt 18 Felder zur Verfügung stehen. In der ersten Runde trägt jede Person ihre Vorschläge zur vorgegebenen Fragestellung in die oberste Zeile mit drei Feldern ein. Anschließend werden die Blätter im Uhrzeigersinn weitergereicht. In jeder darauffolgenden Runde sollen die Beteiligten die vorhandenen Ideen der vorherigen Person aufgreifen und durch zusätzliche Ansätze ergänzen. Am Ende der sechs Durchgänge sind auf diese Art und Weise insgesamt 108 Ideen entstanden.
Diese Methode zur Generierung neuer Ideen gilt als äußerst effizient, da sie es ermöglicht, innerhalb kürzester Zeit eine große Anzahl an Vorschlägen zu entwickeln. Auch auf die Gefahr hin, dass sich wahrscheinlich einige Ideen wiederholen werden. Nach Abschluss dieses Prozesses werden die evozierten und gesammelten Einfälle gemeinsam in der Gruppe diskutiert und einer Analyse sowie Bewertung unterzogen.9 (Mohr (2015), S. 23)
4. Brainwalking

Abbildung 4: „Best-Practises für Brainwriting“ (Quelle: Sesli (2024))
Beim Brainwalking als eine weitere Variante der Kreativmethoden kann eine Technik verstanden werden, welche darauf basiert, dass Bewegungen das Denken anregen und die Kreativität insofern fördert. Innerhalb einer für die Durchführung des Brainwalkings geeigneten Örtlichkeit können entsprechend an verschiedenen Orten dieser Lokalität mehrere Flipcharts aufgestellt werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten dann von Räumlichkeit zu Räumlichkeit gehen und die bereits festgehaltenen Ideen mit eigenen Impulsen ergänzen. Abschließend werden die gesammelten Resultate gemeinsam besprochen und ausgewertet.10 (Mai (2025))
5. Die „De Bono Denkhüte“

Abbildung 5: „Die De Bono-Denkhüte“ (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Uude (2025))
Die Kreativitätstechnik der sechs Denkhüte – nach dem Entwickler Namens „de Bono“ – wird zur Strukturierung von Gruppengesprächen sowie der Bearbeitung eines bestimmten Fokusthemas eingesetzt. Dabei übernehmen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer insgesamt sechs unterschiedliche Perspektiven, welche symbolisch durch Hüte in den Farben Blau, Gelb, Schwarz, Grün, Rot und Weiß dargestellt werden. Der Zweck dieser Methode besteht vor allem darin, ein spezifisches Thema aus vielfältigen Sichtweisen zu beleuchten, um schlussendlich eine möglichst produktive und einheitliche Basis für den gemeinsamen Austausch zu schaffen.
Die Bedeutung der einzelnen Hüte kann gemäß Uude wie folgt deskribiert werden:
- Weißer Hut: Sachlich – der weiße Hut fokussiert sich nur auf Informationen und objektive Fakten.
- Roter Hut: Intuitiv – der rote Hut folgt Gefühlen und spontanen Eingebungen. Reaktionen sowohl positiver als auch negativer Art müssen dabei nicht begründet werden.
- Grüner Hut: Innovativ – dieser Hut denkt in Alternativen und entwickelt neue Ansätze.
- Schwarzer Hut: Kritisch-prüfend – dieser Hut analysiert neutral die Risiken und möglichen Nachteile eines Sachverhalts.
- Gelber Hut: Positiv denkend – dieser Hut hebt Chancen und Potenziale hervor.
- Blauer Hut: Strukturiert – dieser Hut übernimmt die Moderation, lenkt die Diskussion und fasst Ergebnisse zusammen.
In Bezug auf die Umsetzung dieser Kreativitätsmethode kann angeführt werden, dass jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer eine der sechs Perspektivsichten vertreten. Anschließend wird die Fragestellung gemeinsam aus den verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und diskutiert. Alternativ können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle Perspektiven zur selben Zeit berücksichtigen. Dafür können Haftnotizen genutzt werden, auf denen die jeweiligen Gedankengänge notiert als auch den passenden Rollen zugeordnet werden. Erst danach werden die gesammelten Ideen gemeinsam besprochen. Zum Finale dieses Prozesses werden die Gesprächseinheiten oder die entwickelten Ideen reflektiert. Für ein besseres Überblicken werden die gesammelten Ideen thematisch sortiert.11 (Uude (2025))
Fazit:
Kreativitätstechniken sind essenzielle Werkzeuge, um im Marketing innovative und wirkungsvolle Strategien zu entwickeln. Sie können dabei behilflich sein, frische Ideen zu generieren, Kunden zu überraschen und Markenbotschaften auf unkonventionelle Weise zu vermitteln. Firmen, die systematisch kreative Methoden anwenden, können dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und sich nachhaltiger am Markt positionieren. Besonders in Zeiten wachsender Werbeflut und sinkender Aufmerksamkeitsspannen sind kreative Ansätze entscheidend, um herauszustechen. Durch den Einsatz von Kreativitätstechniken kann zudem die Teamdynamik und Innovationskultur innerhalb eines Unternehmens gefördert werden. Wichtig ist jedoch, die richtige Technik für die jeweilige Marketingstrategie auszuwählen und gezielt einzusetzen. Letztlich sind es kreative, mutige und gut durchdachte Marketingkampagnen, die langfristig Erfolg versprechen.
Interesse an weiteren marketingbezogenen MuK-Blog-Beiträgen? Dann klicken Sie einfach hier.
Textquellen:
1Vgl.Großklaus, R. H. G. (2006), die 140 besten Checklisten – Marktforschung und Marketingziele, Marketing und Positionierungsstrategien, Budgetplanung und Erfolgskontrolle, 1. Auflage, Landsberg am Lech.
2, 6Vgl. Remmel, S. (2020), Kreativitätsboost für Ihr Marketing – neue Wege der Ideenfindung, 1. Auflage, Freiburg.
3, 5, 10Vgl. Mai, J. (2025),Kreativitätstechniken: Übersicht 20 genialer Tipps & Methoden, https://karrierebibel.de/kreativitaetstechniken/, abgerufen am 21.03.2025.
4 Weinberg, T. (2010), Social Media Marketing – Strategien für Twitter, Facebook & Co., 1. Auflage, Köln.
7 Freyer, W. (2011), Tourismus-Marketing – Marktorientiertes Management im Mikro- und Makrobereich der Tourismuswirtschaft, 7. Auflage, München.
9Vgl. Mohr, M. (2015), Der perfekte Businessplan – Praxisbuch für Existenzgründer, Manager und Unternehmer – mit vielen Beispielen, Checklisten und Tipps – inklusive Businessplan-Vorlage, 1. Auflage, Norderstedt.
11Vgl. Uude, K. (2025), 6 Hüte, https://www.fh-muenster.de/science-marketing/huete.php, abgerufen am 21.03.2025.
Bildquellen:
Abbildung 1: Mai, J. (2025), Kreativitätstechniken: Übersicht 20 genialer Tipps & Methoden, https://karrierebibel.de/kreativitaetstechniken/, abgerufen am 21.03.2025.
Abbildung 2: Mai, J. (2025), Brainstorming: Definition, Methoden + 4 wichtige Regeln, https://karrierebibel.de/brainstorming/, abgerufen am 21.03.2025.
Abbildung 3: Mai, J. (2024), 6-3-5 Methode: In 30 Minuten zu 108 Ideen!, https://karrierebibel.de/6-3-5-methode/, abgerufen am 21.03.2025.
Abbildung 4: Sesli, T. (2024), Brainwalking: Mit Bewegung zu kreativen Ideen – so funktioniert die Alternative zum Brainstorming, https://www.acquisa.de/magazin/brainwalking, abgerufen am 21.03.2025.
Abbildung 5: Uude, K. (2025), 6 Hüte ,https://www.fh-muenster.de/science-marketing/huete.php, abgerufen am 21.03.2025.
Beitragsbild: freepik.com / Ein Bild von freepik, abgerufen am 21.03.2025.