Messe re:publica TEN 2016 in Berlin

Wie viel re:publica bleibt von der Messe re:publica TEN 2016?

2007 startete die re:publica-Messe einst mit 700 Bloggerinnen und Bloggern. Dieses Jahr besuchten rund 8.000 Teilnehmer aus allen Sparten die Veranstaltung. Veranstaltungsort war die STATION in Berlin vom 02.-04. Mai 2016. Auf der Messe sollte Wissen vermittelt werden und gleichzeitig darüber diskutiert werden, wie die Weiterentwicklung der digitalen Gesellschaft aussehen kann. In drei Tagen stürmten 8.000 Besucher(innen) die Messe. Auf 17 Bühnen konnten 770 Redner(innen) aus 60 Ländern in insgesamt 500 Stunden Programm Wissen vermitteln und miteinander diskutieren. Welche Bilanz lässt sich also von der diesjährigen re:publica ziehen?

Die Best-Ager haben die Jugend noch nie verstanden

Viele Best-Ager (Generation 50+) fragen sich, was die Jugend mit ihren Smartphones so alles macht. Genauso fragen sich viele Eltern, was ihre Teenager so alles treiben und warum sie des Öfteren schlechte Laune haben. So wie das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, verstand sich auch die re:publica seit jeher als Vorreiter der Digitalisierung. Ihre Aufgabe war stets, bestehendes kritisch zu hinterfragen, Lösungen zu fordern und eher seltener Lösungen aufzuzeigen. Doch die re:publica scheint das Teenageralter hinter sich gelassen zu haben. (Vgl. horizont.net)

Frau Miriam Schröder vom Handelsblatt berichtet, dass beispielsweise viel über Netzpolitik, Datenschutz, Feminismus und andere Randthemen diskutiert wurde. Allesamt Themen, die etablierte Medien vor zehn Jahren nicht interessiert haben, in Blogs jedoch schon Thema waren. Mittlerweile werden auch allgemeinere Themen wie Gesundheit und Bildung, Mobilität der Zukunft und natürlich virtuelle Realität behandelt. Nicht verwunderlich, wenn man einen Blick auf die Sponsorenliste wirft. Hier finden sich Großkonzerne wie IBM oder Daimler, die dieses Event sponsern. Die Bereitschaft der Großkonzerne Geld fließen zu lassen ist folglich nicht nur darin begründet, dass diese Themen von großer gesellschaftlicher Relevanz sind, sondern weil man mit diesen Zukunftsthemen viel Geld verdienen kann.

Die Lage der Welt ist nur „so mittel“

Der in der Szene genannte „Klassensprecher“ Sascha Lobo (Blogger von Beginn an) sieht die momentane Lage der Welt nur „so mittel“. Laut Lobo war das Ziel der re:publica, eine bessere Welt durch das Internet zu erschaffen. Heute wird das Internet jedoch von wenigen Großkonzernen beherrscht. Terroristen nutzen das Internet, um sich zu inszenieren und Angst zu verbreiten und der Bundesnachrichtendienst bekommt statt Blumen harte Kritik zum 60. Geburtstag.

Des Weiteren ist es laut Lobo auch nicht gelungen, vor allem die jüngere Generation der Internetnutzer davon zu überzeugen, mit den persönlichen Daten sorgsam und bedacht umzugehen. Die Mehrheit der Menschen hat das Gesetz der Internet-Ökonomie „Daten gegen Dienste“ scheinbar bereits verinnerlicht und womöglich jeglichen Widerstand gegen Nutzung, Verarbeitung und Verbreitung aufgegben. (Vgl. horizont.net)

Messestände der Konzerne

Die DB möchte auf der Messe als Arbeitgeber für die digitale Elite auftreten und das Arbeitsministerium bspw. herausfinden, wie die Leute denken, für die man momentan ein Gesetzbuch namens „Arbeit 4.0“ plant. Bosch wiederum möchte herausfinden, wie sich die Menschen die Mobilität der Zukunft vorstellen. Sie möchten mit den Menschen darüber diskutieren, ob das selbstfahrende Auto der Zukunft beim Einsteigen automatisch ihre Musik abspielen und sie unmittelbar mit Facebook verbinden soll. Zum Nachdenken soll aber auch die Frage anregen, ob ein selbstfahrendes Auto, das darauf zusteuert gegen einen Baum zu fahren, lieber in eine gegenüberliegende Menschenmasse fährt, oder das Leben des Insassen höher bewertet wird.

Die einstige Avantgarde soll zu Unternehmern werden

Die Arbeit der einstigen Vorhut ist unnütz, wenn sie das Internet denen überlässt, die sich zwar spät auf das Internet eingelassen haben, dafür jetzt aber mit umso mehr Macht und Geld das Internet für sich einnehmen. (Schröder, M.;Handelsblatt) Zumindest lässt sich das aus den Worten Lobo´s schlussfolgern. „Hört auf, bloß Eure Blogs vollzuschreiben. Verwandelt den Dagegen-Optimismus in ein ökonomisches Dagegen. Gründet Unternehmen und erobert Euch den digitalen Raum zurück!“

 

Schlussbetrachtung

Obwohl die re:publica es wohl noch nicht geschafft hat, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, so hat sie es dennoch geschafft, sich von vergleichbaren Events zu unterscheiden. Beispielsweise haben die Kultur- und Geisteswissenschaften einen hohen Stellenwert und betrachten Entwicklungen auch mal von der kritischen Seite. Ein wenig Trotz bleibt also auch 2016 bei der re:publica erhalten.

 

 

 

Textquelle(n):

horizont.net, HORIZONT online: 06.05.2016, abgerufen: 10.05.2016

handelsblatt.com, Schröder, M.: 03.05.2016, abgerufen: 10.05.2016

re-publica.de, republica GmbH: 2016, abgerufen: 10.05.2016

zeit.de, 01.04.2016, abgerufen: 10.05.2016

Bildquelle: © pexels.com / Fotografin: Karolina Grabowska