Musikindustrie vs Streamingdienste

In der heutigen Zeit bewegt sich die Musikindustrie auf einem Scheideweg. Den Deal, den die Musikindustrie mit dem verstorbenem Steve Jobs gemacht hat, jeden Musiktitel für $1 auf iTunes erhältlich zu machen, funktioniert nicht.
Die Verkaufszahlen der physikalischen Musikverkäufe sinken weiterhin jährlich – und dies nun schon seit fast einem Jahrzehnt. Aber jetzt sinken auch die digitalen Verkäufe.
Allein über iTunes sind diese 2014 um 10% gesunken und die Musikindustrie sucht weiterhin nach einer Lösung.

Die Frage ist nun, ob die Streaming Services eine Lösung aus den rückläufigen Verkaufszahlen sind oder ob sie die Industrie in eine weitere Abwärtsspirale ziehen.
Ein entscheidender Punkt ist die Entscheidung von Taylor Swift, all ihre Musik beim kostenlosen Streamingdienst Spotify aus dem Angebot zu nehmen.
Vor dieser Entscheidung haben viele Menschen den Unterschied zwischen den kostenlosen und bezahlten Streamingdiensten nicht verstanden.

Rhapsody, die im Jahre 2002 als Pionier der Streaming Musik begonnen haben, waren die ersten, die Musik von allen Majors beinhalteten.
Mit Rhapsody hat jeder Zugriff auf über 30 Millionen Songs und bezahlt entweder direkt oder indirekt (zum Beispiel über die Handyrechnung).
Auf Seiten wie Spotify bezahlen dagegen die meisten Menschen gar nichts. Der Zugriff auf diese Streams ist kostenlos.
Dadurch sendet Spotify‘s Modell allerdings die falsche Nachricht an die Kunden über den Wert der Musik. Und dies hat sehr reale Auswirkungen.
Während Rhapsody der Musikindustrie etwa $65 pro Jahr für jeden Abonnenten zahlt, gehen von Spotify anhand der veröffentlichten Daten nur ungefähr $20 pro Jahr und pro aktivem Nutzer raus.

Natürlich spielen kostenlose, werbefinanzierte Angebote eine wichtige Rolle. Das Radio gibt es immerhin auch schon seit 75 Jahren und die Popularität von Pandora- und iTunes Radio zeigt deutlich, wie robust dieses Modell ist. Aber auf lange Sicht gräbt sich die Industrie mit kostenlosem Musik-Streaming ihr eigenes Grab.
So ist es ermutigend, dass die Industrie dies verstanden hat und nun Maßnahmen ergreift.

Die Tatsache, dass Taylor Swift 2014 die erste Künstlerin gewesen ist, die nach nur einer Woche mehr als 1 Million Alben verkauft hat, zeigt, dass dieses Modell funktionieren kann.
Das beste Beispiel hierfür sind Filme, die meistens immer erst im Kino anlaufen, bevor sie zu uns nach Hause oder ins Fernsehen kommen.
Fernsehsender machen es nicht anders. Sie kaufen die Rechte für Serien und verkaufen diese dann zu einem späteren Zeitpunkt an andere Sender weiter. Je nachdem, wie langlebig die Einnahmen an der Kinokasse sind und wie sehr Kunden bestimmte Serien mögen. Hier zeigt sich gut, dass die Kunden bereit sind, das sog. Windowing zu akzeptieren.

Der Schlüssel, um Kunden glücklich zu machen, ist die Konsistenz und der Wert. Wenn 90% der neuen Veröffentlichungen von etablierten Künstlern zum Start nur bei bezahlten Diensten, entweder als Kauf oder als Teil eines Premium-Abo-Dienstes, wie z.B. Rhapsody oder Beats Music, angeboten würde, würden die Kunden sehr schnell verstehen, dass diese Premium Dienste der einzige Weg sind, um an die neuste Musik zu kommen. Das Ergebnis wäre eine Win-Win Situation für jeden. Mehr Künstler würden eine bessere Bezahlung für ihre Musik erhalten, die Einnahmen der Musikindustrie würden steigen und Kunden würden virenfreie Musik erhalten und wüssten, wofür sie ihr Geld ausgeben.

Windowing ist einer von vielen Wegen, den die Musikindustrie als innovative Möglichkeit der digitalen Distribution nutzen kann.
Das Streamen von Musik, wenn es richtig gemacht wird, kann definitiv ein Teil der Zukunft sein, in der die Musik wieder eine lebendige und wachsende Industrie ist.

Dieser Artikel wurde veröffentlicht am 10.12.2014 von Marcus Behrens

 

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MIH83/Maret Hosemann • Wietmarschen/Deutschland

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