Neue Chancen für die Printzeitung?

Dass das Medium der Printzeitung seit einiger Zeit in ihrer Reichweite zurückgeht, haben wir in unserem MuK-Blog schon mehrmals erörtert. Die Print-Zeitung hat zwar nach wie vor einen Zuspruch der älteren Bevölkerung, die jüngere Generation jedoch lässt sich immer weniger für das Printprodukt begeistern.
Die Zeitungsverlage wurden schon im Jahr 2000 als traditionsbewusste Unternehmen mit eher geringen Modernisierungsabsichten bezeichnet. Es wurde jedoch auch schon damals erkannt, dass das Internet der stärkste Konkurrent für die Zeitungsverlage sein wird und die Strategien der Zeitungsverlage moderner werden müssen.

Es gab in der Vergangenheit schon einige Versuche neue Impulse für die Leser zu setzen. Um insbesondere bei der jungen Generation Interesse zu wecken, haben in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Verlage weit über 100 eigene redaktionelle Angebote für junge Leser entwickelt. Es werden seither Beilagen von Zeitungen (Supplements) für Jugendliche mit ausführlichen Veranstaltungshinweisen und speziellen Jugend-Themen veröffentlicht. Jedoch bleibt bislang der Erfolg aus und zeichnet sich auch nicht ab. Einem anderen Projekt nahmen sich vier Jungunternehmer aus Augsburg an. Sie arbeiteten seit 2005 an einer individuellen Zeitung – „personal news“ genannt. Die Idee dabei war es, dass sich die Kunden auf der Homepage nur die Ressorts aussuchen konnten, die sie interessierten. Die Auswahl konnte mittels eines virtuellen Zeitungsständers getroffen werden, welcher verschiedene Zeitungen im Angebot hatte. Die jeweilige Zusammenstellung bekamen sie am nächsten Tag in Papierform nach Hause geschickt. Die von der Firma entwickelte Software „Syntops“ suchte für jeden einzelnen Kunden ganz automatisch die Lieblingsthemen heraus. Auch war diese ganz persönliche Zeitung online abrufbar. Im Jahr 2007 wurde berichtet, dass das Jungunternehmen noch Verlage für sein Projekt benötigt, jedoch wurde eine gewisse Skepsis geäußert. Diese war auch nicht unberechtigt, denn schon ab 2010 ist die „personal news“ ausschließlich nur noch online erhältlich.
Das gleiche kann man von „niiu“ sagen, welche die gleiche Geschäftsidee verfolgte. Auch „niiu“ scheiterte an der praktischen Umsetzung dieser Idee und ist heute – 8 Jahre nach der Gründung – nur noch online als App namens „newcase“ erhältlich.
Auch Michael Haller, ein deutscher Journalist und Medienwissenschaftler, versuchte 2010 junge Menschen unter 30 Jahren durch einen 3-monatigen kostenlosen Test einer Lokalzeitung als Leser zu gewinnen. In seinem Buch mit dem Titel „Brauchen wir Zeitungen? Zehn Gründe, warum die Zeitungen untergehen. Und zehn Vorschläge, wie dies verhindert werden kann.“ zitiert er Antworten der „Digital Natives“, der jungen Generation, die viel und oft online unterwegs ist, auf dieses Projekt: „Bin ich Rentner?“, „Erfahr´ ich doch schneller über Facebook!“, „Ich such mir online das, was ich wissen will.“ oder „Ab und zu schau ich rein, ist aber langweilig.“.
Allein diese Ausführungen der versuchten neuen Impulssetzung zeigen, dass die Vertriebsform der Zeitung auf Papier längst überholt ist.

Trotz alledem versucht nun der Landtag in Wiesbaden einen weiteren Versuch zu starten und macht sich für die hessische Zeitungslandschaft stark. Unter der Überschrift „Chancen für neue Zeitungen in Hessen“ berichtete die Frankfurter Rundschau am 12. November 2015:
„Wer eine gute Idee für eine informative Zeitung oder Zeitschrift in Hessen hat, kann auf staatliche Unterstützung hoffen. Das Land will das Informationsangebot stärken. Wenn sich Start-Up-Unternehmen entscheiden, ein neues Printprodukt auf den Markt zu bringen, soll die landeseigene Bank für Wirtschaftsförderung und Infrastruktur (WI-Bank) dieses fördern können. Das hat der hessische Landtag beschlossen.“ Zudem bietet die Landesregierung einen Runden Tisch an, um mit Verlegern, Journalisten und deren Gewerkschaften Lösungen gegen ein Zeitungsschwinden zu finden.

Ob diese Idee das Zeitungssterben nun verhindert?!
…man darf gespannt sein.

Bildquelle: © MuK-Blog.de / Palme, N. / eigene Darstellung

Norine Palme

"Wenn der Plan nicht funktioniert, dann ändere den Plan - aber niemals das Ziel!" Norine schloss das Studium an der SRH im Jahr 2018 ab. Beruflich ist sie in einem Verlagshaus tätig und widmet sich dort dem Management von verschiedenen Content-Marketing-Kampagnen. Im MuK-Blog schreibt Norine vornehmlich über Themen wie (digitales) Marketing, PR und Digitalisierung.

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