Achtung! „Fake News“ in Sundance!
Einer der Eröffnungsfilme des diesjährigen Sundance Film Festivals trägt den Titel „Our New President“. Der Dokumentarfilm von Regisseur Maxim Pozdorovkin versucht zu erklären, wieso viele Russen stolz darauf sind Donald Trump als ihren neuen Präsidenten zu bezeichnen.
Im folgenden erhaltet ihr eine kleinen inhaltlichen Einblick in den Film, noch bevor dieser offiziell erscheint.
Der Film zeigt, ausschließlich zusammengeschnitten aus Archivaufnahmen, YouTube Videos und Russischen TV Sendungen, wie die russische Bevölkerung die letzten US-Präsidentschaftswahlen und den neuen Präsidenten Trump erlebt und durch die lokalen Medien vermittelt bekommen haben. Die Dokumentation lässt den Zuschauer lediglich beobachten und zwingt ihm keine Meinung auf. Wo zwischen all den „Fake News“ die Wahrheit liegt, muss deshalb jeder für sich selbst entscheiden.
Noch vor den Wahlen wird Hillary Clinton in den russischen Medien systematisch diffamiert und als klarer Bösewicht dargestellt. Die Argumentationen sind an mancher Stelle dabei an Skurrilität kaum zu überbieten. Beispielsweise sei sie, bei ihrem russischen Staatsbesuch als First Lady, als sie 1997 eine ausgestellte Mumie gezeigt bekam, von dieser verflucht worden. Der Fluch soll der Grund sein, wieso sie gesundheitliche Probleme habe und an „retardation“, also geistiger Zurückgebliebenheit leide.
Donald Trump auf der anderen Seite wird von den russischen Medien regelrecht gefeiert und als erfolgreicher, intelligenter Friedensbote und Putins bester Freund dargestellt. Laut einem russischen YouTuber können Frauen zudem einfach nicht Präsident werden. Und wer es noch nicht wusste: Die amerikanische Regierung hatte einen Plan Trump bei seiner Vereidigung töten zu lassen und all die Protestanten, die in den USA gegen Trump auf die Straße gehen? Die sind natürlich bezahlt.
YouTuber feiern den neuen Präsidenten, singen ihm Ständchen und die Medien, welche sich inzwischen alle in staatlichem Besitz befinden, sind überzeugt, dass Trumps Sieg auch ihr Werk ist.
Die Bilder entsetzen, amüsieren, deprimieren und regen vor allem zum Nachdenken an, in wie weit jeder von uns manipuliert werden kann oder es bereits wird – auch wenn Russland und die im Film verwendeten Ausschnitte vermutlich ein Extrem darstellen und ein Paradebeispiel für staatlich gesteuerte Medien sind.
Die Variety schreibt treffend: „Vor allem ist es furchterregend, denn es offenbart, dass die ‚Fake-News-Kultur‘ nun ein globales und sich zuspitzendes Phänomen ist, eine Welle der Unwahrheit, dessen Kraft stetig weiter wächst.“
Mehr soll an dieser Stelle nicht über den Inhalt des Dokumentarfilms gesagt werden. Alle, die nun Lust bekommen haben den Film selbst zu sehen, werden sich wohl noch bis nach dem Festival gedulden müssen, denn wo „Our President“ in Deutschland zu sehen sein wird steht leider noch nicht fest.
Der Film ist in der Auswahl für den Preis in der Kategorie „World Cinema Documentary“
Zum Regisseur:
Maxim Pozdorovkin hat bereits vier Dokumentarfilme und mehrere Kurzfilme veröffentlicht. 2013 war der Regisseur mit der Doku „Pussy Riot: A Punk Prayer“ ebenfalls auf dem Sundance Film Festival zu Gast. Außerdem hat er für seine Dissertation über Propaganda in früheren Zeiten einen PhD von Harvard verliehen bekommen und war für den „IDA Documentary Award“ 2016 nominiert.