Beim täglichen Stöbern durch die Instagram-Bildchen-Welt sind wir auf eine interessante Plattform gestoßen – eine Meeting-Plattform für Kulturfreunde: www.Kultursharing.de.
„Kultursharing“ ist eine Plattform für solche Menschen, die Oper mögen und Konzerte, solche, die Theater mögen und Ballett und Kunstausstellungen und die Leute da herum. Leute, die diese Atmosphäre lieben und mit schönen Gesprächen z. B. nach dem Besuch einer Kunstausstellung oder einer Oper, gemütlich in einem guten Restaurant sitzen und bei Wein und gutem Essen das Gesehene auswerten … Also solche Leute wie wir, die Kulturspalte.
Somit interessierte uns das Portal unbedingt näher und wir baten „Kultursharing“ uns ein paar Fragen dazu zu beantworten.
„Wie kommt man auf so eine Idee?“
fragt Jana Beyer von der “Kulturspalte” Mario Spanninger, Gründer der Plattform.
Mario: „Ich habe u. a. Kulturmanagement und Theaterwissenschaft studiert, habe also einerseits selbst regelmäßig kulturelle Veranstaltungen besucht, andererseits im Rahmen meiner Tätigkeiten für Kultureinrichtungen auch intensiv die Perspektive und Probleme von Veranstaltern kennengelernt.
Offensichtlich und in zahlreichen Publikumsforschungen belegt ist das Phänomen quer durch alle Zielgruppen und frequentierten Kunstformen, dass die meisten Besucher ungern alleine etwa ins Theater, in die Oper oder in ein Konzert gehen, sie diese besondere Freizeit also in Gesellschaft genießen und sich über das Rezipierte austauschen möchten.
Viele Menschen finden allerdings trotz ihres konkreten Interesses keine Begleitung für den gewünschten Abend – und das kann ganz verschiedene Gründe haben, etwa aufgrund von Berufstätigkeit, Familie, neuem Wohnort, einer Mobilitätseinschränkung, Partner- bzw. Freundschaften mit anderen Interessen oder vielem mehr.
Jedenfalls entgeht z. B. Theatern oder Konzerthäusern damit ein großes Publikumspotential und dem unmotivierten Nicht-Publikum bereichernde Abende.
Hier kommt “Kultursharing” ins Spiel, eine Plattform, über die alle unkompliziert eine Kulturbegleitung mit gleichem Interesse an jedem Ort finden können.“
Kulturspalte: „Wie ist die Seite aufgebaut? Kann man sich mit Leuten aus der Region vernetzen?“
Mario: „Kultursharing ist in “Spaces” strukturiert, das sind quasi digitale Kulturräume bzw. Kultursharing-Bereiche mit regionaler und ggf. inhaltlicher bzw. künstlerischer Fokussierung. Hiermit kann z. B. innerhalb der eigenen Stadt eine Kulturbegleitung mit gleichem Interesse gefunden werden.
Ziel war hierbei die größtmögliche Übersichtlichkeit, sodass Kultursharing sich inhaltlich und geografisch in alle Richtungen ausweiten kann und trotzdem für alle benutzerfreundlich bleibt. Jeder Nutzer kann sich wie in anderen Sozialen Netzwerken im eigenen Profil individuell vorstellen, damit andere einen groben persönlichen Eindruck vor einem realen Zusammentreffen erhalten können.“
Kulturspalte: „Damit kann man also auch in anderen Regionen stöbern und sich dort mit Leuten treffen? Z. B. wenn ich nach Berlin fahre und jemanden suche, der mit mir dort in die Schaubühne gehen möchte? Oder wenn ich mir gern München ansehen möchte und jemanden suche, der mich in die kulturellen Möglichkeiten einführt?“
Mario: „Genau, es gibt auch beispielsweise eine Kalender-Übersicht oder eine übergreifende Suchfunktion, sodass man sich auch spontan, z. B. auf Dienst- bzw. Städtereisen oder an einem neuen Wohnort nach dortigen kulturellen Aktivitäten und potentiellen Begleitungen umsehen kann.“
Kulturspalte: „Welche Art von Kulturveranstaltungen passen zu der Plattform?“
Mario: „Da sind keine Grenzen gesetzt! Der Schwerpunkt liegt auf den performativen Künsten, also allen Formen des Musiktheaters, Schauspiels, Tanztheaters sowie Konzerten aller Genres – es können aber genauso gut Museumsbegleitungen gesucht werden, oder mal für eine Lesung oder Kulturreise. Es bezieht sich aber tendenziell auf anspruchsvolle kulturelle Veranstaltungen, nicht Freizeit- bzw. Unterhaltungsformate per se. Für alle sonstigen Formen der Freizeitpartnervernetzung gibt es bereits andere erfolgreiche Apps, nur eben für die ausschließlich kulturaffine Zielgruppe noch keine adäquate Plattform.“
Kulturspalte: „Können sich auch Kultureinrichtungen und Veranstalter z. B. als Partner beteiligen?“
Mario: „Unbedingt – idealerweise profitieren auch Kulturinstitutionen und Spielstätten davon, indem sie sich anmelden, verifizieren lassen und im Sinne der Zielgruppenerweiterung spezielle Kultursharing-Aktionen posten, etwa Gewinnspiele oder Rabattangebote.“
Kulturspalte: „Es gab mal eine ähnliche Idee in London. Ich war damals dort Mitglied in einem Cultural Club. Die haben auch besondere Events organisiert, wo man sonst nicht so einfach reinkam. Könnte man sich so etwas mit Partnerunternehmen vorstellen? Das waren z. B. Veranstaltungen wie Opernbälle, Kinofilmpremieren oder überhaupt Premieren mit anschließender Premierenfeier, wo man allein nie hingehen würde.“
Mario: „Es gab übrigens schon diverse städtebezogene Initiativen, die mit der Kultursharing-Idee teilweise vergleichbar sind – alle waren aber auf ihre Stadt oder auf nur eine bestimmte Zielgruppe beschränkt.
Das in diesem Sinne erstmalig übergreifende Potential von Kultursharing spricht für sich, da alle vergleichbaren, aber beschränkteren Modelle schon sehr viel Zuspruch gefunden hatten. Kultursharing ist so aufgebaut, dass sich die Plattform bzw. seine Nutzer inklusive der Veranstalter selbst verwalten können – das heißt, jeder Veranstalter kann individuell kreativ sein, um exklusive Angebote zu posten und die Kultursharing-Nutzer können frei darauf reagieren und sich für das jeweilige Angebot selbständig organisieren.“
Kulturspalte: „Was kostet so eine Kultursharing-Mitgliedschaft?“
Mario: „100 % gar nichts, für niemanden und dauerhaft. Die Registrierung dauert etwa 1 Minute und ist absolut unverbindlich bei bestmöglichem Datenschutz. Auch bei hinzukommenden Partnern wird Kultursharing unabhängig bleiben und unterscheidet sich nicht nur damit etwa zu den bedenklicheren Vernetzungsmöglichkeiten großer Social Media-Plattformen.“
Kulturspalte: „Gibt es noch etwas Wichtiges zu Deiner Plattform zu sagen?“
Mario: „Es gab jetzt nach einer kurzen Pilotphase bereits über 500 Anmeldungen und das ganz ohne Marketingbudget – der Bedarf an diesem Medium hat sich also schon erwiesen. Das übergeordnete Ziel ist Kultur für alle an jedem Ort zu ermöglichen – in diesem Sinne lade ich alle ein, es einfach mal auszuprobieren und Kultur gemeinsam zu erleben, statt einsam oder gar nicht.“
Dankeschön Mario für die Möglichkeit mit Dir über “Kultursharing” zu sprechen!
Jana