Seit dem Artikel – Trennung ohne Hindernisse – seid ihr ja bereits bestens informiert über den Einsatz von typografischen Strichen. Damit ihr in eurer nächsten Hausarbeit auch Anführungszeichen korrekt einsetzen könnt, widme ich mich heute diesem Thema.
Wann und wo benutzt man Anführungszeichen?
In der Typografie werden Anführungszeichen als Interpunktionszeichen bezeichnet und gehören zu den Sonderzeichen. Vielleicht werden sie dem einen oder anderen auch als umgangssprachliches „Gänsefüßchen“ bekannt sein. Sie existieren bereits seit der Spätrenaissance (1520–1600) und dienten ursprünglich dazu in lateinischen oder altgriechischen Texten die wörtlichen oder sinngemäßen Zitate aus anderen Sprachen zu kennzeichnen. Heute kommen sie zum Einsatz, um:
- direkte Rede oder Zitate optisch zu kennzeichnen
- Wortteile, Wörter oder Satzteile hervorzuheben
z.B. Buchtitel oder Sprichwörter - ironische Äußerungen als diese zu kennzeichnen
Kommen wir zu ein paar allgemeinen Regeln: Die Interpunktionszeichen stehen jeweils vor und nach dem Wort oder der Textpassage. Dabei kann das eröffnende Anführungszeichen als „Anführung“ und das schließende als „Schlusszeichen“ bezeichnet werden. Falls ihr mal eine ganze Textpassage zitieren wollt, in der ein Frage- oder Ausrufezeichen vorkommt, so stehen sie vor dem Schlusszeichen. Denn Satzzeichen gehören immer zum wörtlich wiedergegebenen Text und werden somit von den Anführungszeichen eingeschlossen. Wird innerhalb der wörtlichen Rede beispielsweise ein Zitat dargestellt, greift man auf die einfache Variante des Anführungszeichens zurück. Sollte eure hervorgehobene Textpassage einen einleitenden Artikel beinhalten, kann dieser in die Anführungszeichen mit aufgenommen werden. Das funktioniert aber nur, wenn er dabei unverändert bleibt. Ansonsten muss er außerhalb platziert werden und darf dann natürlich auch sinngemäß zum Satzbau angepasst werden. Wenn eindeutig erkennbar ist, dass zum Beispiel ein Titel vorliegt, können die Anführungszeichen auch weggelassen werden.
Dazu ein paar Beispiele zur Verdeutlichung:
„Ich bin ein klassisches Zitat.“ Sie fragte: „Hast du schon für die Klausur gelernt?“ Beim Theater sagt man „Hals- und Beinbruch“. Er erklärte seinem Freund: „Mit der Redewendung ‚Hals- und Beinbruch‘ möchte man jemanden Glück wünschen." „Das Parfum“ ist ein Roman von Patrick Süskind.
Welche Varianten gibt es?
Im allgemeinen lassen sich drei verschiedene Interpunktionszeichen unterscheiden: Die „deutsche Schreibweise“ (unten/ oben) habt ihr ja bereits oben kennengelernt. Hier gibt es ergänzend dazu die einfache Eselsbrücke: 99 unten, 66 oben. In der „englisch-amerikanische Schreibweise“ werden die Anführungszeichen beide oben gesetzt (oben/ oben). Um eine Verwechslung mit den dort gebräuchlichen Kürzeln für Zoll und Sekunden (“) zu vermeiden, hat man aus diesem Grund die Zeichen im frühen 18. Jahrhundert optisch angepasst. Dazu wurden die zwei vertikalen Striche mit einem Tropfen versehen und etwas abgeschrägt. Durch die zunehmende Vielfalt an digitalen Schriften verliert diese Darstellung aber zum Teil an Präsenz. Denn die serifenlosen und modernen Schriften sind geradliniger und erinnern dabei häufig an das Zoll-Zeichen.
Als dritte Variante steht noch die französische Schreibweise mit den sogenannten »Guillemets« zur Verfügung. Keinesfalls zu verwechseln mit dem größer (<) und kleiner (>)Zeichen neben der Shift-Taste! Sie gelten als die eleganteren Anführungszeichen und können ebenso wie die deutsche Variante in der Lesetypografie verwendet werden. Sie haben auch noch einen weiteren gestalterischen Vorteil gegenüber den deutschen Gänsefüßchen. Durch ihre Form entsteht um sie herum weniger Weißraum, wodurch sie keine störenden Löcher im Text verursachen. In Büchern werden sie daher gerne genutzt, da sie zu einem ruhigen Satzbild beitragen. Auch die Variante der nach außen gerichteten «Guillements» ist möglich. Sie ist aber eher in der Schweiz und den meisten romanischen Ländern üblich.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Jede Form der dargestellten Anführungszeichen ist akzeptabel. Es gilt dabei nur die gewählte Form in der gesamten Arbeit einheitlich zu verwenden.
Quellen: typolexikon.de; duden.de, typefacts.com
Bild: © Jana Kallbach (02/2020)