Personalentwicklung in der digitalen Arbeitswelt

Prof. Dr. Alfred-Joachim Hermanni

Auf der Konferenz „Vernetzte Arbeitswelt – der digitale Arbeitnehmer“ am 15./16. November 2019 in Mannheim wurden aktuelle Entwicklungen in Unternehmen thematisiert und aus der Perspektive der Wirtschaftswissenschaften, der Wirtschaftspsychologie, dem Personalmanagement und der Personalführung, dem Management digitaler Transformationsprozesse und der Mitarbeiterkommunikation diskutiert. Statements zur „Vernetzten Arbeitswelt“ siehe beigefügte Fotografien.

Die Arbeitswelt wird sich gravierend ändern. Kurzum: Menschen werden alsbald rund um die Uhr von überall aus arbeiten und dabei mehr oder minder ihre eigene Führungskraft sein. Das hat Gewicht, weshalb die Bosch Gruppe großen Wert auf eine wertschätzende Zusammenarbeit zwischen den 367.000 Mitarbeitern legt, die über Bosch Connect miteinander verbunden sind. Mit zeitgemäßen Methoden wie Working Out Loud oder Design Thinking steuern sie beispielsweise die interne Kommunikation. Wer Karriere machen will, sollte dabei allerdings stets ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft zeigen, wie Katharina Krentz von der Robert Bosch GmbH bestätigt: „Work anytime and anywhere. Use any device, focused on outputs and create your own ladder.”  Sinngemäß bedeutet das: Wer sich darauf konzentriert, eine konstant hohe Leistung zu erbringen, gestaltet seine eigene Karriereleiter.

Und was können wir noch in Deutschland verbessern? SAP ist hierzulande das einzige IT-Unternehmen, das weltweit mit den Global Playern mithalten kann. Doch was macht SAP beim Personalrecruiting besser oder anders als andere Unternehmen und kann immer wieder viele kluge Vordenker digitaler Innovationen gewinnen? Cawa Younosi, Head of HR Germany SAP SE, äußert sich dazu wie folgt: “Putting people at the center of what we do has always been key to sustainable success: It has been 40 years ago, it is today and will remain in the future.” (Younosi 2019). Um es festzuhalten: Den Menschen in den Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns zu stellen, war schon immer der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg. Auf diese Weise sichert sich SAP die Fachkräfte der Zukunft, wobei das Prinzip „Mindfulness Flat“ eine positive Rolle spielt. Das Unternehmen bietet u.a. an, Achtsamkeit zu trainieren als interne Fortbildung an den weltweit größten 50 Standorten. Veränderung verlangt aber auch mehr Flexibilität von den Beschäftigten und notfalls personelle Konsequenzen. Insofern werden bei SAP durch den technologischen Wandel, durch vernetzte Geräte und Maschinen oder durch künstliche Intelligenz diverse Tätigkeiten überflüssig. Rund 4400 Beschäftigte sollen umgeschult oder versetzt werden beziehungsweise in den Vorruhestand gehen.

Tatsache ist ebenfalls, dass bei der Automobil- und chemischen Industrie im Zuge von Industrie 4.0 und Automatisierung massenweise Arbeitsplätze abgebaut, aber auch neuartige geschaffen werden. Die pharmazeutische Industrie scheint jedoch von den technologischen Entwicklungen weniger betroffen zu sein, wenngleich sich entlang des Lebenszyklus von Arzneimitteln und pharmazeutischen Produkten durch den Einsatz neuer Technologien Möglichkeiten der Prozessoptimierung ergeben. Trotz zunehmender maschineller Digitalisierung sieht Ursula Redeker, Sprecherin der Geschäftsführung der Roche Diagnostics GmbH, den Menschen als ausschlaggebende Kraft für die digitale Zukunft von Deutschland: „Schon lange ist es nicht mehr nur die technische Seite der Digitalisierung, die die moderne Arbeitswelt trägt. Was wir brauchen ist eine Kultur, die Menschen Innovation ermöglicht.“ (Redeker 2019).

In Anbetracht der Auswirkungen des Strukturwandels auf die Arbeitsplätze können Empfehlungen ausgesprochen beziehungsweise Erfordernisse festgemacht werden:

  • Die Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Sozialpolitik muss auf die neuen Herausforderungen schnellstmöglich ausgerichtet werden.
  • Die Unternehmen sollten Mitarbeiter ermutigen, sich für einen digitalen Arbeitsplatz weiterzubilden, um ihre eigenen Potenziale zu entwickeln und damit die Innovationskraft des Unternehmens zu stärken.
  • Die Unternehmen sollten vermitteln, dass in einer digitalen Organisation Erfahrungen gesammelt und Fehler im Sinne von Lernerfahrungen gemacht werden dürfen.
  • Auch in einer digital transformierten Unternehmenswelt existiert die Organisation von den Innovationen und Erfahrungen der Mitarbeiter.
  • Die tiefgreifenden kulturellen Veränderungen innerhalb der Unternehmen sollten mit digitalen Kommunikations- und Kollaborationsangeboten begleitet werden.
  • Mitarbeiter sollten verstehen, dass die digitale Transformation eine Möglichkeit bietet, die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Unternehmen zu stärken.
  • Mitarbeiter können ihr persönliches Potenzial besser entwickeln, wenn sie mit neuen Technologien oder Maschinen arbeiten, hierarchieübergreifend vernetzt sind und Informationen sowie Wissen miteinander teilen.

Apropos Vernetzung: Wenn Sie möchten, können wir uns gerne auf folgenden Plattformen miteinander verknüpfen:

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Quelle: Alle Fotos Kai Joachim, Stuttgart, https://www.kaijoachim.com/