„Sie ging die Straße entlang, dann geschah das Unfassbare“ – so oder ähnlich klingen klassische Clickbaits, also Schlagzeilen oder Überschriften, die Leser mit großen Versprechungen anlocken sollen. Leider hält der Artikel das Versprochene dann oft nicht. Die Nachricht hinter dem reißerischen Titel stellt sich als deutlich weniger spektakulär heraus als erwartet.
Die Methode erinnert ein wenig an die Rufe des Zeitungsverkäufers: „Extrablatt, sensationelle Meldung“, wie man sie aus Filmen kennt. Der Zweck ist derselbe: das Interesse potenzieller Leser wecken, um Verkäufe bzw. Klicks zu generieren. Tatsächlich gilt ein Artikel als erfolgreich, wenn er häufig angeklickt wird. Ob der Nutzer nach dem Lesen des Artikels enttäuscht ist, oder den Artikel gar nicht zu Ende liest, wird in der Regel nicht erhoben. Aus wirtschaftlicher Sicht ist das zunächst auch nicht wichtig, denn wenn der Leser die Seite besucht hat, hat er meist entweder Geld gezahlt, um den Artikel lesen zu können oder ihm wurde Werbung angezeigt, über die sich der Inhalt refinanzieren soll. Ähnlich wie bei der Analogie mit dem Zeitungsverkäufer, kann der Kunde die Qualität der Nachricht erst dann prüfen, wenn Verlag oder Blogger bereits Geld an ihm verdient haben.
Das verlorene Vertrauen und die negative Außenwirkung sind zunächst schwierig messbar. Je häufiger Leser jedoch auf diese Art enttäuscht werden, desto eher neigen sie dazu, reißerische Titel zu ignorieren oder die Quelle fortan zu meiden. Langfristig schaden Clickbaits dementsprechend auch in wirtschaftlicher Hinsicht dem Betreiber.
Clickbaiting in sozialen Medien
Clickbaits und ähnliche Methoden nutzen nicht nur Blogs oder Nachrichtenseiten, sondern beispielsweise auch Youtuber, also Menschen oder Gruppen, die Inhalte für die Videoplattform YouTube erstellen. In einer Umfrage aus dem Jahr 2018 unter 14-29-Jährigen gaben 27% der Befragten an, Clickbaits als „nervigste“ Eigenschaft der Videoplattform zu sehen.
Wohl auch aus diesem Grund überarbeiten reichweitenstarke soziale Medien wie Instagram, Facebook oder YouTube ihre Algorithmen laufend, um Clickbaiting entgegenzuwirken. Es genügt eben nicht mehr der schnelle Klick, stattdessen nutzen YouTube und Co Verweildauer und Interaktion mit dem Inhalt als Bewertungskriterien für Reichweite und Relevanz.
Fazit
Ist das Vertrauen der Nutzer erst einmal gesunken, dürfte es vielen Medien schwerfallen, es zurück zu erlangen. Nachrichtenplattformen, Blogger und Social-Media-Abteilungen sollten daher besser sorgsam mit diesem kostbaren Gut umgehen – für das Social-Media-Ranking wäre das zukünftig ohnehin besser.
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Quellen: Statista
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