Warum Typografie mehr ist, als ein paar Buchstaben

Wir lesen jeden Tag. Sei es die morgendliche Zeitung, Straßenschilder oder Nachrichten am Handy. Sobald wir Buchstaben sehen, setzen wir sie automatisch zu Wörtern zusammen und erhalten so unsere Informationen. Ohne sie wäre eine schriftliche Kommunikation und Verständigung nicht möglich. Doch welche Bedeutung haben Buchstaben für unseren Alltag und inwieweit beeinflusst Typografie dabei unsere Wahrnehmung?

„Typos“ und „Graphen“

Schrift ist eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Sie gilt als Medium zur Kommunikation, mit deren Hilfe Wissen archiviert und weitergegeben werden kann. Der Begriff Typografie kommt aus dem Altgriechischen und setzt sich zusammen aus den Wörtern: „Typos“ (= geprägt oder Form) und „Graphen“ (= schreiben). Wortwörtlich übersetzt bedeutet das „Gestalten mit Satzschrift“. Als Begründer gilt im allgemeinen Johannes Gutenberg. Er prägte die europäische Typografie in der Frührenaissance zwischen 1450 und 1457, durch die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Durch den technischen und gesellschaftlichen Strukturwandel, lässt sich der Begriff heutzutage aber nicht mehr ganz klar und allgemeingültig definieren. Zum einen steht Typografie für die gedruckte Schrift. Zum anderen bezeichnet sie auch den Gestaltungsprozess von Druckwerken und elektronischen Medien. Dazu zählt: Bild, Schrift, Linien, Flächen und typografischer Raum.

Die Auswahl der richtigen Typografie ist entscheidend

Schilder sollen uns auf den ersten Blick den richtigen Weg weisen. In einem Zeitungsartikel muss das Wesentliche direkt erfasst werden können. Und eine Plakatwerbung zieht im besten Fall die Aufmerksamkeit beim Vorbeigehen auf sich. Diese Anforderungen werden – neben dem Seitenaufbau, der Farbgestaltung und einem passenden Bild – häufig erst durch den Einsatz der richtigen Typografie ermöglicht.

Das Chaos auf den Straßen wäre groß, wären alle Straßenschilder auf einmal in einer verschnörkelten Schreibschrift zu sehen. Oder würden die Überschriften der Tageszeitung, anstatt in einer informativen Serifenschrift, mal zur Abwechslung in einer bunten und verspielten Comic Schrift daher kommen. Daher wird schnell klar: jede Gestaltung hat einen anderen Anspruch an die Typografie. Je nachdem, wie schnell der Leser den Inhalt erfassen soll. Im Allgemeinen gilt dabei die Faustregel: Serifenschriften sind besser lesbar als serifenlose Schriften.

Einfluss auf unsere Wahrnehmung

Mit der Auswahl einer Schrift erhält der Gestalter die Möglichkeit Emotionen auszudrücken oder beim Leser hervorzurufen. So kann jede Schrift eine ganz eigene Wirkung bei dem Betrachter auslösen. Deswegen hier eine kurze Übersicht:

  • runde Schriften: lebendig, ruhig, statisch
  • fette Schriften: dominant, traurig, laut
  • Serifen-Schriften: sachlich, informativ
  • Serifenlose-Schriften: kühl, modern, elegant
  • Schreibschrift: elegant, feierlich, verspielt
  • Gebrochene Schriften: traditionell, historisch, würdevoll

Gerade in den Bereichen Branding und Marketing spielt die Wahl der Firmenschrift eine entscheidende Rolle. Sie ist ein Teil der Bildsprache im Corporate Design und trägt zu einer unverwechselbaren Corporate Identity bei.

Quellen: typolexikon.de; draeger-wullenwever.de; cleverprinting.de
Bild: Jana Kallbach (01/2020)

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Jana Kallbach

Jana entschied sich, nach dem Abitur und ihrer Ausbildung in einer klassischen Werbeagentur, für ein aufbauendes Studium an der SRH Fernhochschule. Derzeit arbeitet Sie in der Marketingabteilung eines mittelständischen Unternehmens und ist für die Koordination von Branding und Printmedien zuständig. Durch Ihre Begeisterung für Grafik und Design widmet sie sich im MuK-Blog bevorzugt Themen, die die Medienbranche bewegen.