Das Cluetrain Manifest –knapp 16 Jahre später „New Clues“

Das Cluetrain Manifest ist im Jahr 1999 entstanden, als sich die US Amerikaner Rick Levine, Christopher Locke, Doc Searls und David Weinberger zusammengesetzt und das Verhältnis zwischen Unternehmen und ihren Kunden in 95 Thesen beschrieben haben. Spott und Häme zu Beginn der Veröffentlichung schlugen später um in großen Respekt.

Die wohl bekannteste Aussage des Manifests: „Märkte sind Gespräche!“

Eine Tatsache die heute, 16 Jahre später aktueller ist denn je! Der Einzug und die Verbreitung von Social Media in einer digitaler werdenden Welt hat gezeigt dass Märkte tatsächlich Gespräche sind. So wie man sich früher auf dem Wochenmarkt erzählt hat wo es die besten Kartoffeln oder das leckerste Obst zu kaufen gibt, so tauschen sich heute Millionen von Menschen im Web und in Social Media aus. Dort weiß man genau wen man fragen muss um an Informationen heranzukommen, dort ist es theoretisch möglich mit jedem Verantwortlichen aus namhaften Unternehmen in direkten Kontakt zu treten. Die einstigen Nachbarschaftsgespräche haben sich an einen öffentlichen und für Jedermann zugänglichen Ort verlagert -ins Internet!!!

Als das Cluetrain Manifest entstanden ist war das Internet noch sehr jung und Unternehmer hatten eine ganz eigene Ansicht von Marketing im Netz. Dies war der Anstoß für die vier Experten ein Internet-Marketing-Manifest zu schreiben das in Anlehnung an Martin Luther ein Umdenken in den Köpfen der Menschen herbeiführen sollte.

Im Internet treffen sich Menschen! Es geht um die Gespräche die diese Menschen untereinander führen. Wenn Unternehmen an diesen Gesprächen teilnehmen wollen, dann ist es wichtig dass sie dieselbe menschliche Sprache sprechen. Werbe-Sprech muss abgelegt werden und man muss anfangen über Inhalte zu reden.

Das alles zu einer Zeit, in der wir uns minutenweise ins Netz einwählten und das Internet hauptsächlich Werbefilme und bunte Bannerwerbung darstellte. Der Begriff Content-Marketing existierte zu dieser Zeit noch gar nicht.

Wenn man sich die Thesen von damals genauer anschaut, dann wirken sie in einer digitalisierten Gegenwart wie eine Prophezeiung. „Unternehmen, die nicht realisieren, dass ihre Märkte jetzt von Mensch zu Mensch vernetzt sind, deshalb immer intelligenter werden und sich in einem permanenten Gespräch befinden, verpassen ihre wichtigste Chance.“ (These 18)

Man hat Unternehmen im Internet klargemacht wie die Position der eigenen Kundschaft im Netz ist:„Wir sind keine Zuschauer oder Empfänger oder Endverbraucher oder Konsumenten. Wir sind Menschen – unser Einfluss entzieht sich eurem Zugriff!“

Wer sich die 95 Thesen anschauen möchte findet sie hier.

Am 08.01.2015, knapp 16 Jahre später veröffentlichten zwei der vier Cluetrain Autoren 121 weitere und neue Gedanken zur Entwicklung des Internets. „New Clues“ nennen sie die Ergänzung und wollen vor allem auf auf die Kommerzialisierung und die Entfremdung der eigentlichen Ursprungsidee des World Wide Webs aufmerksam machen.

Man betrachtet die Monopolstellung einiger führender Internetunternehmen und stellt gleich zu Beginn klar: Das Internet ist nicht Google, „The Internet is us, connected!“ -niemand, kein Konzern, keine Regierung und keine Verbände haben das Internet für sich zu beanspruchen.

Die „New Clues“ stellen Entwicklungen und Vorgehen in Frage: Zum Beispiel dass das Web aus „Content“ besteht oder dass das Web als Medium und nicht als Beziehung zwischen Menschen verstanden wird. Außerdem unterstreichen sie den Wert und die Bedeutung des Hyperlinks, der Seiten im Netz miteinander verbindet und damit ein offenes Internet ermöglicht. Jede Person die einen Link setzt lädt im Grunde andere Personen dazu ein sich bestimmte Inhalte anderer Seiten anzusehen. So ist es möglich auch mit den Augen anderer auf die Welt zu schauen. Die „New Clues“ gehen aber auch auf die Entwicklungen der Online-Werbebranche ein und kritisieren die Vorgehensweisen der Überwachung und das Vermischen von Werbebotschaften und echten Informationen. Die Gefahr ein freies und offenes Internet komplett zu verlieren sei dabei groß.

Wer sich die „New Clues“ anschauen möchte findet diese hier.

Wem die englische Originalfassung nicht gefällt, der findet bei der Recherche auch deutsche Übersetzungen im Netz.

Insgesamt wird sich das Internet natürlich immer weiter entwickeln. Es wird neue Ideen geben, Unternehmen werden neue Innovationen vorstellen, die Menschheit wird sich verändern und Werte werden sich wandeln. Wie wird der Rückblick 2030 aussehen? Dann werden wieder 15 Jahre vergangen sein und man wird auf die Gegenwart und die dann 15 Jahre alten „New Clues“ schauen …

Wo stehen wir dann? Und haben sich die Prophezeiungen der „New Clues“ erneut erfüllt?

Wir haben es tatsächlich selbst in der Hand in welche Richtung sich das Internet entwickelt. Wir entscheiden was wir wir fallen lassen und für welche Werte wir einstehen und kämpfen. Vor allem als angehende Kommunikationsprofis können und müssen wir uns das immer wieder vor Augen führen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildquelle(n): MuK-Blog.de / Husemann, K. / eigene Darstellung

Kati Husemann

designer, networker, online- und social media enthusiast

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