Filmterview: Bildgestalterin Robin JB Pabello

Im heutigen Filmterview möchte ich euch Robin JB Pabello, eine Bildgestalterin und Kamerafrau aus Los Angeles vorstellen.

Was ist überhaupt der Unterschied zwischen den Bezeichnungen Kameramann/frau und einem/einer Bildgestalter/in (englisch: DP = Director of Photography)?

Kein Film funktioniert ohne ein Kameradepartment, so viel ist sicher. Aber wie viel Einfluss die Person hinter der Kamera auf das Endprodukt nimmt, macht einen kleinen aber wichtigen Unterschied aus, wenn es um die Berufsbezeichnung geht.

Während ein/e Kameramann/frau meist nur keinen bis wenig Einfluss auf das kreative Konzept der Szenen nimmt, ist ein/e Bildgestalter/in, wie der Name schon sagt, maßgeblich an der Gestaltung der einzelnen Bilder beteiligt. Oftmals sind einem Bildgestalter am Set auch zusätzliche „Camera Operators“ untergeordnet. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Regie und Kameradepartment ist in jedem Fall unerlässlich, da nur so die Vision des Regisseurs in Bilder übersetzt und zum Zuschauer transportiert werden kann.

Laut einer Statistik des „Center for the Study of Women in Television and Film“ wurden bei den 100 erfolgreichsten Filmen 2017 gerade mal 2% der Kameradepartments von Frauen geleitet. Den Oscar für „Beste Kamera“ gewann 2018 erstmals eine Frau, Rachel Morrison. Frauen brauchen demnach mehr Chancen in dieser von Männern dominierten Branche! Genau aus diesem Grund freue ich mich umso mehr, euch heute einen Einblick in Robin Pabellos Welt, als Bildgestalterin und Kamerafrau geben zu dürfen:

„Ein typischer Arbeitstag als Bildgestalterin besteht darin, sich mit dem/der Regisseur/in abzusprechen, das Blocken der Szenen zu überblicken und Markierungen zu setzen, um den Raum leuchten und gestalten zu können. Im Anschluss bespreche ich den Gesamtlook und die Stimmung der Szene mit dem Lichtdepartment, damit der Raum soweit eingerichtet ist, dass wir uns den einzelnen Aktionen anpassen können.“

Wenn Robin dagegen als Kamerafrau („Camera Operator“) angestellt ist, konzentriert sie sich primär auf den ihr vorgesetzten DP und das Blocking der Szenen und schlägt eine Zusammensetzung von Einstellungen vor, die helfen die zu erzählende Story zu transportieren. Außerdem arbeitet Robin immer wieder als AC („Assistant Cinematographer“) – eine Assistentenposition im Kameradepartment. Hier sorgt sie unter anderem dafür, dass die Kamera Crew zu jedem Zeitpunkt alles bereitstehen hat, was sie zum Drehen der einzelnen Szenen benötigen.

Die Ende der 70ern in Inglewood geborene Kalifornierin war aber nicht immer in der Filmbranche unterwegs: „Meine erste Karriere war Grundschullehramt, während Fotografie für mich als Freizeitbeschäftigung galt. Meine Freundin, Alexa Polar, eine Autorin, ermutigte mich damals Mini-Dokumentarfilme zu machen und fortan habe ich angefangen Alltagsgeschichten, interessante Themen und  Erzählungen auf Film einzufangen.“

Als ihre größte Inspiration beschreibt sie die täglichen Bilder, die wir alle für so selbstverständlich halten. Wie Licht und Schatten die Welt, die wir sehen formen. „Mir gefallen klassische Filme in Schwarz-Weiß, da sie anders eingeleuchtet wurden und mich das optisch wahnsinnig anspricht.“ Kein Wunder also, dass „Casablanca“ auf der Liste ihrer Lieblingsfilme ganz oben steht. „My Fair Lady“,“The Sound of Music“, „Shawshank Redemption“, „A Little Princess“, „Meet Joe Black“, „What Dreams May Come“ und „A Book Thief“, dürfen allerdings auch nicht fehlen.

Das vermutlich größte Hinderniss begegnete Robin bereits am Anfang ihrer Karriere: „Ich wurde betrogen und es hat mich sehr zurückhaltend werden lassen, wenn es darum geht Leuten zu vertrauen. Ich hatte so etwas vorher noch nie erlebt und warne die Menschen, die ich kennenlerne und mit denen ich arbeite immer, dass das eine schlimme Branche is. Aber ich habe gelernt nur noch mit Leuten zu arbeiten, denen ich vertraue und die mir vertrauen.“

Wie schafft man es trotz aller Hindernisse in der Filmbranche Fuß zu fassen? Die Bildgestalterin erklärt: „Ich glaube daran, dass harte Arbeit, eine positive Einstellung und Persönlichkeit sowie Leidenschaft jedem helfen erfolgreich zu sein. Wenn du 12-14 Stunden am Set bist musst du effizient sein und das Durchhaltevermögen haben die Schwierigkeiten langer Tage wegzustecken, einfach zu lachen und Spaß zu haben.“

https://vimeo.com/robinpabello/demoreel2014

Auf meine Frage, welches ihrer bisherigen Projekte ihr die meiste Freude bereitete, erzählt mir Robin von dem Musical „Speakeasy To Me“: „Es war meine erste große Produktion (…) Wir haben 28 Seiten in 4,5 Tagen mit jeweils 10 Stunden gedreht. Es war unglaublich!! Jede Person am Set kannte den Ablauf- und den Notfallplan, falls etwas außer Kontrolle geraten würde. Das Zusammenspiel am Set war für jedes Cast- und Crewmitglied unvergesslich.“  Im Moment ist sie als DP an einem Spielfilm namens „The Blackstone“ und dem Dokumentarfilm „Adventures to La La Land“ beteiligt.

So viel Spaß die Arbeit beim Film auch machen kann, ein kritisches Thema ist und bleibt die Bezahlung der Kreativen: „Es sollte für alle gleichermaßen eine angemessene Bezahlung geben. Ich sehe das immer noch als Problem und hier ist es die Aufgabe der Produzenten korrekt zu handeln. Es gibt einen Grund, warum unsere Branche mit schlechten Gehältern und Werken überflutet ist. Wir sollten keine Angst davor haben nach dem zu fragen, was uns zusteht und wir müssen diese Konversation weiter vorantreiben, damit wir uns alle einig werden können.“

Trotzdem liebt Robin ihren Job. Egal ob als AC, Kamerafrau oder Bildgestalterin. „Dieser Beruf erlaubt es mir selbst kreativ oder Teil etwas magischem zu sein. (…) Man hat die Chance etwas einzufangen, dass jemand sich erträumt hat und es Wirklichkeit werden zu lassen.“ Ihr Tipp an alle aufstrebenden jungen Frauen: „Alles ist möglich und jetzt habt ihr mehr Vorbilder, zu denen ihr aufsehen könnt (…) Umgebt euch mit Leuten, die euch unterstützen und ermutigen. Habt keine Angst davor zu etwas nein zu sagen. (…) Vergesst nicht gut zu anderen zu sein, denn ihr wisst nie, woher der nächste Job kommen wird. Herzlichkeit macht viel aus.“

Hier könnt ihr Robins Show Reel ansehen!

 

Quellen:

https://www.imdb.com/name/nm6028996/?ref_=fn_al_nm_1

https://www.harpersbazaar.com/celebrity/latest/a19057676/who-is-rachel-morrison-oscars-2018-mudbound-nominee/

https://www.imdb.com/title/tt8589660/?ref_=nm_knf_i4

https://www.imdb.com/title/tt3598848/

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Emely Hardt

Emely Alexandra Hardt entschied sich, dank eines Vollstipendiums, während ihrer Arbeit als Tänzerin und Choreografin, für ein Fernstudium an der Srh Riedlingen. Sie war bereits an internationalen Filmproduktionen, unter anderem mit Oscar Preisträgerin Brie Larson und Donald Sutherland, beteiligt und gründete im Mai 2017 ihre eigene Produktionsfirma "Smart Hardt". Zusätzlich ist sie seit April 2017 in der In-House Produktion der Constantin Film München tätig.