Pro Jahr werden in Deutschland 30 Milliarden Euro durch die Nutzung sozialer Medien während der Arbeitszeit verbrannt!
Unterstellen wir einmal, dass während der Arbeitszeit ein durchschnittlicher Arbeitnehmer mindestens 15 Minuten pro Werktag im Internet verbringt, um sich auf sozialen Plattformen zu betätigen, ohne sich dabei auf berufliche Effekte zu fokussieren. [1] Die volkswirtschaftliche Rechnung: 30,32 Millionen Beschäftigte [2] x 4,91 Euro [3] (Viertel-Stundenlohn) = 148,87 Mio. Euro pro Arbeitstag. Auf ein Kalenderjahr berechnet (Grundlage: 200 Arbeitstage) sprechen wir von 29,77 Milliarden Euro. Umgerechnet auf ein mittelgroßes Unternehmen mit 250 Mitarbeitern belaufen sich die jährlichen Verluste auf 245.500 Euro, die bei einer privaten Nutzung sozialer Medien durch Arbeitnehmer während der Arbeitszeit entstehen.
Die Konsequenz: Unternehmen benötigen Medien- und Kommunikationsmanager, die den Informationsfluss in den Unternehmen analysieren und Konzepte entwickeln, die die Implementierung von geschäftsfördernden Social Media-Anwendungen forcieren. Zweifellos greifen hier auch keine Patentrezepte, um u.a. die finanziellen Verluste einzugrenzen, weil ein Paradigmenwechsel von der jeweiligen Unternehmenskultur und Branche abhängt.
Prof. Dr. Alfred-Joachim Hermanni, Professor für Medienentwicklung – und management an der SRH FernHochschule Riedlingen, fordert deshalb die Unternehmen auf:
- Die Chancen und Herausforderungen im Umgang mit den sozialen Medien organisatorisch zu regeln, die Akteure in die Entwicklungs- und Veränderungsprozesse einzubeziehen und die internen Kommunikationsgeschwindigkeiten im digitalen Zeitalter zu erhöhen.
- Die Unternehmensleitlinien/Unternehmenskultur einer veränderten Kommunikationsstrategie (insbesondere zur Nutzung des Internets während der Arbeitszeit) auf der Basis „Effektivität, Vernetzung und Teilen von Wissen“ anzupassen und Social Media-Guidelines einzuführen.
- Die Führungskräfte vom Nutzen einer geregelten Intranet- und Internet-Kommunikation zu überzeugen (Awareness z.B. über „Leuchtturmprojekt“) und in die Web 2.0-Verantwortung einzubeziehen (z.B. durch „think tanks“).
- Die Beschäftigten in einen Enterprise 2.0-Dialog einzubinden und firmeninterne Wissensnetzwerke mit einer „Feedbackkultur“ zu etablieren (z.B. durch „Wikis“ oder Geschäftsanwendungen wie „Yammer“ oder „Chatter“).
- Externes Fachwissen, das Arbeitnehmer im Zuge einer internetbasierten Informationsbeschaffung erschlossen haben (insbesondere im Austausch mit Kollegen fremder Unternehmen), als Innovationspotenzial zentral zu erfassen und zu analysieren (z.B. über SharePoint, Intranet-Blog).
[1] Allein rund sieben Millionen deutsche Singles sollen in Online-Plattformen auf der Partnersuche sein.
[2] Die Bundesagentur für Arbeit erfasste im Januar 2015 insgesamt 30,32 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.
[3] Das Statistische Bundesamt berechnete bereits im Jahr 2013 einen durchschnittlichen Stundenlohn von 19,65 Euro brutto für Voll- und Teilzeitbeschäftigte (ohne geringfügig Beschäftigte) in Deutschland.