In englischen Ländern sind ähnliche Zeitschriften bereits seit Längerem auf dem Markt, in Deutschland stellt eine rein auf Journalismusforschung ausgerichtete Fachzeitschrift dagegen ein Novum dar. Das Fachmagazin Journalistik, dessen erste Ausgabe am 01. Februar 2018 erschien, füllt eine zuletzt unbesetzte Nische auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt.
Thematisch konzentriert sich die Journalistik auf die wissenschaftliche Betrachtung des Journalismus und der Journalismusforschung. Der Fokus liegt hierbei insbesondere auf dem Wandel, den der Journalismus infolge des Medienumbruches und der damit verbundenen Krise durchleben musste und immer noch muss. Das Wissenschaftsgebiet Journalistik befasst sich schließlich ebenso wie das gleichnamige Fachmagazin mit den veränderten Formen des Journalismus. Innovation ist hierbei der Schlüsselfaktor. Das Magazin Journalistik hat sich selbst den Anspruch gesetzt, die herkömmlichen Konzepte journalistischer Professionalität zu überprüfen. Dabei wird von der These ausgegangen, dass die Öffentlichkeit, die durch qualifizierten Journalismus hergestellt wird, notwendig für die Selbstregulierung der Gesellschaft ist.
Bis 2015 hatte die internationale Zeitschrift für Journalismus „Message“ ähnliche Themengebiete abgedeckt, mangels interessierter Abonnenten wurde die Zeitschrift allerdings eingestellt. Anders als Message ist das Fachmagazin Journalistik nicht von Abonnenten abhängig. Verlegt und gefördert wird das Magazin vom Kölner Herbert von Halem-Verlag, bei der Finanzierung wirkt die Stiftung Presse-Haus NRZ unterstützend mit.Bislang ist für die Journalistik kein kostenpflichtiges Abonnement-Modell in Planung. Stattdessen sollen die Inhalte für Leser frei zugänglich bleiben. Auch in Zukunft soll das Fachmagazin Journalistik lediglich digital erscheinen und wie bisher sowohl über die Website journalistik.online als auch als PDF-Dokument abrufbar sein. Ähnlich wie bei Printmagazinen ist eine periodische Veröffentlichung vorgesehen.
Breitgefächertes Themenangebot in erster Ausgabe
In ihrer Premierenausgabe verzichtete Journalistik auf typisch journalistische Berichterstattungsformen wie Interviews oder Dossiers und setzte dagegen auf die Umsetzung hoher wissenschaftlicher Standards. Die Beiträge erfüllen diese Ansprüche, die veröffentlichten Forschungsergebnisse sind empirisch belegt. In der ersten Ausgabe werden dabei breit gefächerte Themengebiete abgedeckt: Die Kategorie ‚Aufsätze‘ enthält eine Analyse des neuen Berichterstattungsmusters ‚Konstruktiver Journalismus‘, einen Bericht über die teilweise unklaren Grenzen zwischen Journalismus und Literatur am Beispiel Erich Kästners sowie eine aktuelle Bestandsaufnahme des freien Journalismus in Deutschland.
In der zweiten Kategorie ‚Essay‘ erschien im Februar ein Bericht zur Langweiligkeit der Berichterstattung über Europa, während in der Rubrik ‚Debatte‘ über journalistische Antidiskriminierungsregelungen am Beispiel der Veröffentlichung der Nationalität von Straftätern diskutiert wird. Komplettiert wird die Februar-Ausgabe der Journalistik von fünf Rezensionen zu verschiedenen Büchern, die allesamt journalistische Themen behandeln. Anders als die zuvor genannten Beiträge stellen die Rezensionen jedoch keine Neuerscheinungen da, sondern sind bereits im Digitalmagazin rezensionen:kommunikation:medien (r:k:m) erschienen, das ebenfalls vom Herbert von Halem-Verlag verlegt wird. Um die deutschsprachigen Forschungsergebnisse international zugänglich zu machen, sind sämtliche Beiträge nicht nur in deutscher Originalsprache sondern auch in englischer Übersetzung verfügbar.
Herausgeberprinzip beim Fachmagazin Journalistik
Neben den Inhalten zeichnet sich das Fachmagazin Journalistik vor allem durch die Besonderheit des Herausgeberprinzips aus. Die fünf Herausgeber Bernhard Debatin, Petra Herczeg, Gabriele Hooffacker, Horst Pöttker und Tanjev Schultz wählen die Beiträge vor ihrer Veröffentlichung selbst aus. Entscheidende Kriterien sind hierbei neben der Erfüllung wissenschaftlicher Maßstäbe die Relevanz für den Beruf des Journalisten sowie seine Öffentlichkeitsaufgabe.
Anders als bei den meisten anderen Publikationen gilt beim Fachmagazin Journalistik nicht das double blind reviewing-Konzept, bei dem der Autor und der Redigierende nicht die Identität des jeweils anderen kennen. Dieses Verfahren bringe zahlreiche Nachteile mit sich: Unter der Anonymität leide die Sorgfalt der Begutachtungen, außerdem sei, um die journalistische Qualität zu sichern, namentliche Verantwortung das richtige Mittel. Zudem könne es bei der Auswahl externer Gutachter, die als Experten im Themengebiet des Manuskripts ausgewiesen sind, dazu kommen, dass persönliche Beziehungen zum Autor das Redigieren beeinflussen, begründete das Herausgeber-Quintett seine Entscheidung im Editorial der ersten Ausgabe.
Textquelle: MEEDIA, Borgböhmer, T.: 2018, abgerufen am 08.03.2018
Bildquellen:
Textbild: © pixabay.com
Beitragsbild: © pixabay.com