YouTube als Nachhilfe-Lehrer – kann das funktionieren?

Nicht immer funktioniert Schule so, wie man sich das wünscht. Gute Nachhilfe-Lehrer*innen können viel wettmachen, vor allem während der angespannten Schulsituation der Corona-Pandemie. Denn durch den oft ausgefallenen Präsenzunterricht, kompletten Distanzunterricht oder dem Wechselmodell gehen viele Unterrichtseinheiten verloren. Mittlerweile gibt es viele Ideen, wie man Schülern und Schülerinnen helfen kann: Studierende geben Nachhilfe, man bildet Online-Lerngruppen oder sucht sich Hilfe im Internet. Der Bedarf ist da: Bundesbildungsministerin Anja Karliczek stellte Anfang Mai 2021 das „Aktionsprogramm Aufholen nach Corona“ vor, damit Schüler und Schülerinnen die Lernrückstände nachholen können, auch wenn die finanziellen Mittel von Haus aus nicht zur Verfügung stehen. Doch woher kommen die Nachhilfe-Lehrer oder die Nachhilfe-Lehrerin? Nicht nur in Pandemie-Zeiten lautet die Antwort immer öfter: YouTube.

YouTube bietet ganze Kanäle mit Nachhilfe an

So kann man sich von YouTuber Daniel Jung Mathematik für Schule und Studium erklären lassen, der simpleclub bietet gleich Erklärungen für Biologie, Chemie, Physik, Wirtschaft, Geschichte, Geografie, Informatik und inzwischen sogar Maschinenbau an. Hilfreiche Geschichtshintergründe gibt es von Mirko Drotschmann, erklärt in seinem Kanal MrWissen2go Geschichte. Auch musstewissen erklärt gleich mehrere Schulfächer, unter anderem musstewissen chemie mit Mai Thi Nguyen-Kim. Die Formate MrWissen2go Geschichte und musstewissen werden sogar von funk produziert, dem Jugendangebot von ARD und ZDF. Und das sind nur einige Beispiele. Ist YouTube eine gute Alternative zum klassischen Tutor und warum lohnt sich das für die Kanalbetreiber?

Vor- und Nachteile als Lernplattform

Nachhilfe
Nicht jeder Schüler erhält die gleichen Chancen auf Bildung.

Zunächst einmal zu den Vorteilen: Die Videos sind kostenlos und man benötigt nur eine stabile Internetverbindung. Durch die große Auswahl kann man sich den Nachhilfe-Lehrer bzw. die Lehrerin aussuchen, dessen Erklärung man am besten folgen kann. So können möglichst viele von Nachhilfe profitieren. Denn nicht jeder kennt einen guten und bezahlbaren Tutor, der auch regelmäßig für mehrere Klienten Zeit hat. Videos dagegen können jederzeit abgespielt und gestoppt werden, und wenn es zu schnell geht auch erneut angesehen werden. Einige Kanäle bieten außerdem Übungen an und kostenpflichtiges Zusatzmaterial. Wie richtig die Informationen sind, kann schwer gesagt werden. Doch im Eigeninteresse des Kanalbetreibers sollten diese korrekt sein. Denn wer merkt, dass die Nachhilfe falsche Erklärungen liefert, wird wohl kaum erneut auf den Kanal klicken. Und über Abonennten, kostenpflichtige Materialien und Werbung finanzieren sich schließlich die meisten YouTuber. Durch die Videos wird außerdem vieles abgedeckt und es wird ein Basiswissen geschaffen.

Doch genauso offensichtlich sind auch die Nachteile: Als Schüler*in oder Student*in muss man sich erst einmal den „richtigen“ Kanal aussuchen und dann aus der Vielzahl der Videos das Thema finden. Da die Videos allgemein gehalten sind, kann nicht auf konkrete Unterrichtsstunden, Vorlesungen oder Fragen eingegangen werden. Ein eindeutiger Nachteil, über den sich jedoch persönliche Nachhilfe-Lehrer*innen freuen dürften. Außerdem kann nicht auf verschiedene Niveaus eingegangen werden – jedes Video setzt da andere Maßstäbe. Erklärt man ein Gebiet auf Schulniveau oder für Studierende? Wie bereits erwähnt, gibt es viele YouTuber die zu ihren kostenlosen Videos auch Zusatzmaterial anbieten. Bücher, Lösungshefte, Apps usw. – das kann schnell zur Kostenfalle werden. Und plötzlich ist das kostenlose Angebot vielleicht doch nicht so chancengerecht. Außerdem bietet YouTube als Lernplattform viel Ableckungspotenzial. Bleibt man wirklich lange auf dem Video über Integralrechnung oder der Proteinbiosynthese, wenn man auch lustige Katzenvideos schauen kann?

Ob YouTube ein geeignetes Mittel für Nachhilfe ist, muss am Ende jeder Schüler und jede Schülerin selbst wissen.

Quellen:

https://www.bmbf.de/de/kinder-und-jugendliche-nach-der-corona-pandemie-staerken-14371.html

YouTube Nachhilfe-Kanäle: https://www.youtube.com/user/beckuplearning, https://www.youtube.com/user/TheSimpleClub, https://www.youtube.com/channel/UCsVWpmoRsNAWZb59b6Pt9Kg, https://www.youtube.com/channel/UC146qqkUMTrn4nfSSOTNwiA

Bilder:

Alexander Shatov auf unsplash: https://unsplash.com/photos/niUkImZcSP8

Andrea Piacquadio auf Pexels: https://www.pexels.com/de-de/foto/altere-schwester-und-bruder-lernen-zu-hause-3769981/

Eva Bloch

Eva Bloch

Eva hat während ihrem Bachelor- und Masterstudium erste Berufserfahrung gesammelt. Momentan arbeitet sie in einem Industrieunternehmen als Werkstudentin im Bereich Unternehmenskommunikation. In ihrer Freizeit liest sie gerne, kocht oder macht Zumba.