36. FilmFest München – PARFUM: Eine Weltpremiere, die Hoffnung auf mehr Vielfalt in der deutschen Serienlandschaft macht!

Seit Freitag, dem 29. Juni sind die Münchener Kinos wieder gefüllt mit internationalem Filmgut. Ich bin die nächste Woche deshalb wieder exklusiv für den MuK-Blog unterwegs, um euch eine kleine Auswahl an neuem TV- und Kino-Material vorzustellen. Zum Auftakt war ich am Eröffnungsabend bei einer Serien-Weltpremiere: PARFUM.

Viel war noch nicht bekannt über die neue Co-Produktion zwischen Constantin Film, MOOVIE und ZDF/ZDFneo. Am Eröffnungsabend des 36. FFM gab es nun exklusiv die ersten zwei Folgen auf der Leinwand zu sehen und somit einen Vorgeschmack auf das vermutlich außergewöhnlichste Serienhighlight des Jahres im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

©Muk-Blog/Hardt,E. (2018)

Darsteller Friederike Becht, Wotan Wilke Möhring, Trystan Pütter, August Diehl, Ken Duken und Marc Hosemann, Regisseur Philipp Kadelbach, Bildgestalter Jakub Bejnarowicz, die Produzenten Sarah Kirkegaard und Oliver Berben sowie Drehbuchautorin Eva Kranenburg sind alle angereist, um gemeinsam die Premiere der neuen Serie PARFUM, im Mathäser Filmpalast zu feiern. Ebenfalls nicht fehlen durften ZDF-Chef Frank Zervos, ZDF-Redaktionsleiter Günther van Endertd und der Vorstandsvorsitzendende der Constantin Film, Martin Moszkowicz.

PARFUM – der Titel lässt einen Zusammenhang mit Patrick Süskinds Roman „Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders.“ vermuten, der von Constantin im Jahre 2006 verfilmt wurde. Wer hier aber nun eine historische Serie vermutet liegt mehr als falsch. Die Serie spielt im hier und jetzt und ist nur angelehnt an Grenouilles Mordserie, auf der Suche nach dem perfekten Duft. Das Drehbuch von Eva Kranenburg zeigt, wie Produzent Oliver Berben erklärte, was Serie heutzutage sein kann und dass die Motive des Romans auch heute noch nicht an Relevanz verloren haben.

Liebe und Macht, zwei auf den ersten Blick unvereinbare, aber doch untrennbare Motive. Wann werden unsere Gefühle manipulierbar und in wieweit bestimmen wir überhaupt noch selbst, was wir fühlen und wen wir lieben?
Die brutale und ungewöhnliche Ermordung der Sängerin Katharina am Niederrhein ruft die Profilerin Nadja Simon auf den Plan. Zusammen mit Staatsanwalt Grünberg und Kommissar Köhler wird sie auf eine mysteriöse Spur geleitet, die zurück in die Internatszeit von fünf Freunden führt, die durch den Tod von Katharina – auch K genannt – erstmals wieder vereint sind und von ihrer gemeinsamen Vergangenheit eingeholt werden. Aber nicht nur zwischen den fünf Jugendfreunden herrschen starke emotionale Spannungen, auch im Ermittlerkreis gibt es komplizierte Machtverhältnisse – oder war das nun doch Liebe?

Mehr Mut zum internationalen Vergleich!

An dieser Stelle soll inhaltlich noch nicht allzu viel verraten werden, nur so viel: wer nach Abwechslung in der deutschen Serienlandschaft lechzt, der wird hier nicht enttäuscht werden. Sehr düster, in vielen Teilen auch an Film Noir erinnernd, wird man in eine Welt menschlicher Abgründe entführt. Man mag vielleicht darüber streiten, ob es am Ende des Tages etwas zu viel Abgrund ist, jedoch muss man festhalten: Die Serie traut sich etwas und das ist äußerst selten in unserer doch recht eintönigen deutschen Serienlandschaft. Das liegt nicht nur am außergewöhnlichen Drehbuch und der hochkarätigen Besetzung, sondern auch an Regisseur Philipp Kadelbach und dem Bildgestalter Jakub Bejnarowicz. Geholfen hat in diesem Fall auch die Partnerschaft mit ARRI, die eine solche Bildqualität von technischer Seite erst ermöglichte. Starke Bilder, die gerade auf der großen Leinwand beeindrucken. Ästhetisch, imposant und doch bedrückend zugleich. Bildgestalterisch wirkt die Serie groß, kann mithalten mit internationalen Mastäben und zeigt, dass auch deutsches Fernsehen hollywoodreif aussehen kann, wenn man nur will. Und sie wollen: der internationale Deal mit Netflix beweist es.

Während im Herbst in Deutschland ZDFneo die Serie erstmals im deutschen TV ausstrahlen wird, startet PARFUM gleichzeitig international auf der Streaming Plattform Netflix. In Deutschland hat sich Netflix außerdem die Zweitauswertungsrechte gesichert. Das bedeutet, wer die Serie lieber „bingen“ will, kann das, nach der Erstaustrahlung im TV, beim Streaming-Giganten zu einem späteren Zeitpunkt auch noch tun.

Ein Anstoß für das neue deutsche Fernsehen?

Hoffen wir, dass der Mut am Ende belohnt wird und die Serie genug Zuschauer in ihren Bann zieht, um Etwas zu bewirken, denn eins ist sie definitiv für Deutschland: ein Versprechen, dass sich die deutsche Serienlandschaft, gerade auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, weiterentwickeln kann und muss. Besonders im Zeitalter der Streamingdienste sind gute Serien beliebter denn je, beliebter als der regelmäßige Kinogang. Wir brauchen mehr Qualität, mehr Experimentierfreude und vielleicht auch etwas mehr Mut zum Größenwahn. Dass wir die nötigen kreativen Köpfe und auch Ressourcen dafür im Land haben, das beweist PARFUM sicherlich und bringt hoffentlich mehr Tatendrang in die öffentlichen Anstalten, auch in Zukunft solche Produktionen zu unterstützen.

Zum Programm des 36. FilmFest München geht’s HIER.

 

 

Textquellen:

https://www.imdb.com/title/tt0396171/

http://www.filmfest-muenchen.de/de/programm/filme/film/?id=5689

http://m.dwdl.de/a/65648

Emely Hardt

Emely Alexandra Hardt entschied sich, dank eines Vollstipendiums, während ihrer Arbeit als Tänzerin und Choreografin, für ein Fernstudium an der Srh Riedlingen. Sie war bereits an internationalen Filmproduktionen, unter anderem mit Oscar Preisträgerin Brie Larson und Donald Sutherland, beteiligt und gründete im Mai 2017 ihre eigene Produktionsfirma "Smart Hardt". Zusätzlich ist sie seit April 2017 in der In-House Produktion der Constantin Film München tätig.