Dass Amazon den Versandhandel dominiert ist ein bekanntes Bild, doch nun drängt der Amazon Konzern auch auf den Free-TV-Markt und verbreitert damit sein Medienangebot, Prime Video wird linear. Eine Gefahr für ProSiebenSat.1, RTL Group und Co?
Schon seit geraumer Zeit betreibt Amazon neben einem Online-Shop und Marktplatzsystem einige Medienangebote. Amazon Prime Video und Amazon Music sind hierbei die Streaming Plattformen für Video und Audio, die noch von weiteren Angeboten im E-Book, Magazin und Hörbuchmarkt flankiert werden. Bisher waren all diese Angebote non-linear aufgebaut. Das bedeutet, dass der Nutzer selbst entscheiden kann, zu welchem Zeitpunkt er sich welche Inhalte ansieht. Das Gegenteil dazu wäre das lineare Modell, das wir aus dem Fernsehprogramm kennen. Der Nutzer kann hier nur zwischen den Kanälen wählen und kann zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einem bestimmten Kanal nur genau das Programm sehen, das der Sender gerade ausstrahlt.
Viele Rundfunkbetreiber wie die ARD, das ZDF, die RTL Group oder auch die ProSiebenSat.1 Gruppe erweitern ihr lineares Angebot um non-lineare Inhalte, z.B. in Mediatheken oder ähnlichen Online-Diensten, die ein zeitunabhängiges ansehen von Sendungen ermöglichen. Bisweilen sind die Angebote deutscher Free-TV-Betreiber allerdings nur mäßig erfolgreich.
Sportübertragungen als Quotengarant
Amazon dagegen expandiert mit Prime Video nun vom non-linearen Streaming Markt ins Free-TV. Hierzu hat der Konzern eine Senderzulassung beantragt. Der Grund dafür sind wohl vor allem Sportübertragungen, denn während Filme und Serien für Amazon Prime Video, Netflix und andere Vertreter der Branche das Kerngeschäft ausmachten, waren Sportübertragungen und Live-Sendungen bis vor kurzem noch Alleinstellungsmerkmal des Rundfunks. Den Anfang für den „run“ der Streamingdienste auf die Sportübertragungen machte der Streamingdienst DAZN Mitte 2016. Zwar gab es auch vorher schon Streaming Angebote für Sportveranstaltungen, aber das war eher ein Nebenprodukt der linearen Verwertung wie beispielsweise beim Pay-TV-Sender und Streamingdienst Sky. Sportübertragungsrechte, insbesondere für die Fußball Bundesliga waren auch unter Free-TV-Sendern schon immer umkämpft, da diese in der Regel Garant für hohe Einschaltquoten waren.
Die großen deutschen Rundfunkbetreiber dürften diese Entwicklung mit Sorge betrachten, denn Live-Übertragungen war bis vor kurzem eines von wenigen verbliebenen Alleinstellungsmerkmalen dieser Medien. Aktuell bleibt den betroffenen Medienhäusern noch regionaler Content als Trumpf. Ob oder wie lange sich dieses Alleinstellungsmerkmal noch halten kann, wird sich zeigen.
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Quellen: Quotenmeter, Hannoversche Allgemeine
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