Alternative soziale Medien

Facebook, Twitter und Instagram kennen die meisten Menschen, die Online-Medien nutzen. Viele von ihnen sind dort auch registriert und nutzen diese Medien zumindest gelegentlich. In diesem Artikel sollen drei alternative soziale Medien vorgestellt werden.

Diaspora

Bei Diaspora handelt es sich um ein dezentrales Medium. Das bedeutet, dass nicht alle Daten auf einem zentralen Server bzw. in einem Rechenzentrum gespeichert werden. Stattdessen existieren im Fall von Diaspora viele untereinander verbundene Instanzen des Netzwerks, die in Diasporader Community „Pods“ genannt werden. Meldet sich ein Nutzer auf einem Pod an, werden seine Daten hauptsächlich dort gespeichert. So können Nutzer beispielsweise Serverstandorte in Deutschland wählen, damit ihre persönlichen Daten besser geschützt sind. Da der Quellcode offen verfügbar ist, ist es prinzipiell auch jedem Nutzer möglich, eigene Pods aufzusetzen. Durch den dezentralen Aufbau ist eine zentrale Aufsicht über die dort verbreiteten Inhalte nur sehr schwer zu realisieren. Dies erschwert zwar Zensur, eröffnet auf der anderen Seite aber auch Handlungsraum für zwielichtige Aktivitäten. Diaspora ist seit 2010 verfügbar und verzeichnet aktuell etwa 665.000 Nutzer.

Alternative Soziale Netzwerke: Diaspora
Screenshot von Diaspora im Browser / Simon Crins

Im Gegensatz zu kommerziellen sozialen Medien wie Facebook ist Diaspora nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Die Daten der Nutzer werden nicht zu Werbezwecken eingesetzt oder anderweitig verwertet. Die Vision hinter Diaspora war es, eine Plattform wie Facebook zu schaffen, die dennoch Wert auf Datenschutz legt. Je nach Pod ist der Datenschutz der Plattform unterschiedlich gut, grundsätzlich allerdings tatsächlich besser als bei Facebook. Woran es Diaspora allerdings mangelt, ist die Reichweite, um eine attraktive Alternative zu Facebook darzustellen.

PONTE

PONTE verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie Diaspora: es ist dezentral ausgelegt. Allerdings verfolgt PONTE das Konzept wesentlich konsequenter. Aktuell läuft für das neue soziale Medium eine Indiegogo-Kampagne, um die Entwicklung zu finanzieren. Der größte Unterschied zu anderen Medien: PONTE soll als Hardware an seine Nutzer ausgeliefert werden. Haushalte, Freundeskreise oder Einzelpersonen können ein Gerät erwerben und darauf ein Profil für das Medium erstellen. Die Profil- und Nutzerdaten verbleiben hierbei auf dem Gerät des Nutzers. Erst bei der Interaktion mit anderen Nutzern werden auch Daten auf den Geräten anderer Nutzer zwischengespeichert. Dadurch ermöglicht das System eine hohe Selbstbestimmung, was die eigenen Daten angeht. Auch bei diesem Konzept sollen Daten nicht zu Werbezwecken ausgewertet werden, das Medium soll sich vollständig über die Verkäufe der PONTE Hardware finanzieren.

Neben der Funktion als soziales Medium bietet die Hardware weitere Funktionalitäten, etwa als Netzwerk- und Cloudspeicher. Aktuell ist fraglich, ob das Projekt genug Unterstützer über Indiegogo findet, um durchgeführt zu werden.

Vero

Vero ist als kostenpflichtiges Medium geplant. Nutzer müssen hier einen monatlichen Betrag für die Nutzung an die Betreiber entrichten. Dafür ist das Medium werbefrei und der Betreiber verspricht die Daten der Kunden nicht weiterzuverkaufen oder anderweitig zu verarbeiten, um Profite daraus zu generieren. Aktuell ist die Plattform noch kostenlos, wahrscheinlich um die Nutzerzahlen zu erhöhen. Rein visuell könnte es sich bei Vero um einen modernen Mix aus Facebook und Instagram handeln. Von den Funktionen her hat man bewährtes mit neuem gemischt. Es gibt einen Messenger, die Möglichkeit Fotos, Aktivitäten und Orte zu teilen sowie Nutzer, Hashtags und bekannte Persönlichkeiten, denen man folgen kann. Reine Textbeiträge lassen sich allerdings nicht verfassen.

Vero will nach eigenen Angaben mehr Authentizität und Echtheit in soziale Medien bringen – in dieser Hinsicht könnte man es als Gegenentwurf zu Instagram bezeichnen. Zudem soll Vero auch ohne filternde Algorithmen auskommen – die Nutzer dürfen selbst entscheiden was sie sehen wollen. Dieser Vorstoß ist besonders spannend, da immer wieder die Kritik an den Algorithmen sozialer Medien laut wird. Auf der Plattform TikTok etwa waren die Algorithmen lange Zeit so programmiert, dass LGBTQ- und behinderte Nutzer diskriminiert wurden, indem ihre Reichweite künstlich beschnitten wurde. Auch die Algorithmen bei Facebook stehen häufig in der Kritik, weil sie insbesondere polarisierende Beiträge hervorheben und dadurch die Wahrnehmung der öffentlichen Meinung verzerren.

Alternative Soziale Netzwerke: Vero
Screenshot aus Vero App / Simon Crins

Was den Datenschutz anbelangt, ist Vero das Schlusslicht der drei vorgestellten Medien. Vor allem liegt dies daran, dass bei Vero entgegen den anderen Konzepten die Nutzerdaten zentral auf den Servern der Betreiber speichert.

Fazit zu alternativen sozialen Medien

Ob sich die vorgestellten Plattformen durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Es zeigt sich, dass alternative soziale Medien insbesondere der Netzwerkeffekt häufig einen Strich durch die Rechnung macht: je mehr Menschen ein soziales Netzwerk nutzen, desto wertvoller ist es für den Einzelnen. Oder einfacher ausgedrückt: Nach der Recherche für diesen Artikel habe ich nun zwar ein Diaspora-Profil, werde es aber künftig wenig nutzen, da niemand aus meinem Bekanntenkreis dieses Medium ebenfalls nutzt.

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Quellen: c’t Magazin, FAZ, Indiegogo, Vero
Bildquellen: Pixabay, Gerd Altmann

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Simon Crins

Simon ist ausgebildeter Mediengestalter und absolvierte bereits sein Bachelorstudium an der Mobile University. Währenddessen war er für die ProSiebenSat.1 Gruppe unter anderem als Projektleiter tätig. Seit Ende 2018 arbeitet Simon im Raum Wolfsburg als Test- und Entwicklungsingenieur und hat im September 2020 sein Masterstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement an der Mobile University begonnen.