Social Media-Stillstand bei der ELLE – Chefredakteurin Sabine Nedelchev erntet riesigen Shitstorm

Dogukan Nesanir – so lautet der Name eines Stylisten und kreativen Beraters, der nun für viele, sich auf Instagram tummelnde und modisch Interessierte, ein Begriff sein sollte. Denn am 29.10.2019 berichtete Nesanir von einer unangenehmen Begegnung, die er bei einer Pariser Fashion Show mit Sabine Nedelchev machen musste.

Er erzählte, dass seine Sitznachbarin bei der Show Witze über ihn – genauer gesagt über sein Gewicht und seinen Look – machte. Nachdem sie mehrere beleidigende Aussagen tätigte, konfrontierte er sie. Sie habe daraufhin rechtfertigend erwidert, sie hätte nicht gewusst, dass er ihre Sprache verstehen würde. Dass es sich bei der Person um die Chefredakteurin der deutschen Elle handelte, enthüllt Nesanir erst am Ende seines langen Textes. Nedelchev schien sich der Problematik sofort bewusst zu sein. Sie soll Nesanir gebeten haben, ihre politisch unkorrekten Lästereien nicht publik zu machen.

Nesanir erhält großen Zuspruch

Für die meisten Menschen stellt solch ein Ereignis wohl eher eine oberflächliche Bagatelle dar und ist daher nur von geringer Bedeutung. Aber bei jenen Personen, die an der Mode- und Lifestylebranche partizipieren und für die die Themen Rassismus, Feminismus und Body Positivity oftmals permanent im Fokus stehen, sorgte die Geschichte für große Empörung. Nicht nur Nesanirs Kollegen, sondern auch Journalisten und Influencer gaben sich schockiert. Viele teilten seine Geschichte etliche Male. Und zwar weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Unter den Instagram-Posts der Elle sammelte sich sofort eine Flut an negativen Kommentaren. Über 30.000 User klickten bei Nesanirs Beitrag „Gefällt mir“. Über 10.000 Personen mehr, als ihm auf seinem Account überhaupt folgen. 

Ein Shitstorm kommt selten allein

Denn das ist bei weitem nicht alles, wofür die Elle in den letzten Wochen in Verruf geriet. Der beliebte und für das Aufdecken diverser Skandale bekannte Instagram-Account „Diet Prada“ sorgte dafür, dass das Magazin nun auch noch mit großen Rassismus-Anschuldigungen konfrontiert wurde. 

„Back to black“ hieß es auf dem Cover der November-Ausgabe

Ein Satz, oder eher eine Floskel, wie sie vermutlich die meisten, die über Modethemen schreiben, schon mal verwendet haben. Und ja, ich konnte mich sicherlich auch schon das ein oder andere Mal dazu zählen. Dass man das Rad nicht immer neu erfinden kann und dass dies allein keinen Shitstorm auslösen wird, ist klar. Im Falle der Elle wurde diese Headline allerdings in einem sehr unglücklichen Zusammenhang verwendet. Die Ausgabe, die sich also der Farbe Schwarz als Trendfarbe in jeglicher Form widmete, zeigte auf einer Seite sechs Schwarze Models, die gerade große Erfolge feierten. Was von den Redakteuren wohl als Kompliment gemeint war und vermutlich in gutmütiger Absicht kommuniziert werden sollte, bringt kritische Interpretationen hervor. Der Elle wird vorgeworfen, sie würde die Hautfarbe der Models nur mit einem derzeit angesagten Trend assoziieren. Der Erfolg jener Frauen wäre daher nur von temporärer Natur.  

Neuer Skandal für Diet Prada:
Verwechslung von Naomi Chin Wing und Janaye Furman

Naomi Campbell schaltet sich ein

Als wäre dies noch nicht schlimm genug, zeigte die Elle in der Ausgabe zudem ein Foto des Models Naomi Chin Wing, unter welchem allerdings fälschlicherweise der Name Janaye Furman stand. Der Post ging so viral, dass sogar Naomi Campbell, der auf Instagram fast 8 Millionen Leute folgen, dem Thema einen ausführlichen Post widmete.

8 Tage lang postet die Elle keinen einzigen Beitrag

Am 30. Oktober veröffentlichte die Elle eine Entschuldigung, die von einigen Usern als unzureichend angesehen wurde. Danach wurde auf dem sonst täglich bespielten Account über eine Woche lang kein Bild veröffentlicht. 

Beim Burda Verlag scheint man jedoch weiterhin an Nedelchev zu glauben. Laut W&V bleibt ihr der Posten als Chefredakteurin erhalten.

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Celina Moenkediek

Celina arbeitet neben ihrem Muk-Studium als Content Managerin in einem mittelständischen Modeunternehmen. Damit konnte sie ihre Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf machen. Des Weiteren ist sie Social-Media-Expertin und befasst sich sowohl beruflich als auch privat mit den neuesten Modetrends. Sie schreibt daher über die Modebranche sowie über gesellschaftliche Themen und Digitalisierung. Ihre Freizeit verbringt sie gern in der Natur mit Hund und Pferd oder entspannt sich beim Yoga.