Tech-Branche zittert seit Trumpʼs Wahlsieg

Mittwoch, den 09.11.2016 war es soweit. Trump ging als Sieger der Präsidentschaftswahl 2016 hervor und wird im Januar sein Amt als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika antreten. Kaum einer hat den Wahlsieg kommen sehen und viele wundern sich über das Ergebnis. Tausende sind in Aufregung und jeder Wirtschaftszweig bangt um seine Zukunft. Jeder hat eine Meinung dazu und äußert diese auch. So auch der Internet-Investor Dave McClure. Er äußerte seine Meinung zu Trump und seinem Wahlsieg bei der Internet-Konferenz „Web Summit“ in Lissabon und warf seiner Branche Versagen vor.

„Wir als Tech-Branche stellen die Kommunikations-Plattformen für den Rest dieses verschissenen Landes – und wir lassen zu, dass solche Scheiße passiert“, schrie er unter Applaus in den Saal und nannte Trump ein „Arschloch“. (vgl. Handelsblatt vom 10.11.2016). Facebook und Co. wird nämlich vorgeworfen, dass die Filterblase den Wahlsieg von Trump erst ermöglicht hat.

Trumps Sieg, ein Schnitt ins Fleisch der Tech-Branche?

Das Silicon Valley ist eher liberal und nicht nur offen, sondern geradezu ein Treiber für Veränderungen (bspw. bei der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen). So wundert es nicht, dass Peter Thiel (Paypal Mitgründer) während des Wahlkampfs als Unterstützer Trumpʼs mit viel Kritik und Spott umgehen musste. Auch Palmer Luckey (Mitgründer bei Oculus, ein Spezialist für virtuelle Realität) hat sich dafür entschuldigen müssen, Geld für eine geplante Kampagne mit Schmähplakaten gegen Hillary Clinton gegeben zu haben. Start-up-Investor Shervin Pishevar formulierte seine Abneigung gegen Trump noch drastischer als der zuvor erwähnte Internet-Investor Dave McClure:

„Wenn Trump gewinnt, werde ich eine Kampagne ankündigen und finanzieren, damit Kalifornien zu einer eigenständigen Nation wird“. (Handelsblatt.de)

Doch was ist der Grund? Wenn Trump seine Wahlkampfversprechen umsetzt, fehlen der Tech-Branche Fachleute. Seit Jahrzenten wird Fachpersonal aus dem Ausland engagiert und die Branche somit am Leben gehalten. Was passiert, wenn Trump nun die Einwanderungspolitik verschärft? Auch ist bekannt, dass Trump nicht an den Klimawandel glaubt. Das könnte die Anpassung der Klimapolitik Amerikas bedeuten und zugleich Auswirkungen auf diverse Unternehmen haben. Die Zukunft des Elektroauto-Herstellers Tesla und vieler anderer Unternehmen hängt somit maßgeblich von Trumps zukünftigen Entscheidungen zur Klimapolitik ab.

Suche nach den Ursachen für Trumps Wahlsieg

Die Aufregung ist noch groß und die Suche nach den Erfolgsfaktoren beginnt gerade erst. Ein Grund könnte sein, dass die Schlucht zwischen den Verlieren der Digitalisierung (Mitarbeiter der alten Industrie) und den durch den Internetboom hervorgegangenen Millionären, immer größer wurde. Trump sprach gezielt die Ängste der Bevölkerung an und gewann hier die entscheidenen Stimmen, die unter anderem zum Wahlsieg führten.

Ein anderer Grund könnte die Filterblase der sozialen Medien sein. Durch die sogenannte Filterblase sehen Nutzer nur die Nachrichten, die zu ihren Ansichten passen. Algorithmen, gefüttert von Likes und Shares der User, sorgen folglich dafür, dass stets nur die Themen, Meinungen, Überzeugungen etc. angezeigt werden, die für einen User interessant zu sein scheinen.

Ein weiterer Vorwurf bezieht sich auf die Falschmeldungen, die über Facebook verbreitet wurden. Facebook soll zu wenig gegen die Ausbreitung eindeutig falscher Nachrichten unternommen haben. Präsident Barack Obama wies im Bezug darauf hin, dass Menschen anfangen an Meldungen zu glauben, solange diese in sozialen Medien veröffentlicht werden.

Verhalf Facebooks Filterblase also zu Trumps Wahlsieg?

Das lässt sich nicht ohne Weiteres klären. Momentan wird Facebook jedoch vorgeworfen, dass ein Wahlsieg Trumps ohne die sozialen Medien nicht möglich gewesen wäre. Trump habe die Plattformen gezielt für Parolen und der Gleichen genutzt, um kritiklos und ungefiltert direkt das Publikum ansprechen zu können. Der Vorteil für Facebook lag hier in der Aufregung der User. Je mehr User sich über die Parolen empörten, desto höher stiegen die Werbeeinnahmen für Facebook. Es wurde geliked, kommentiert und Falschmeldungen geteilt, welche dann aufgrund der Popularität im Newsfeed ganz oben standen. Die Filterblase präsentierte also nichts Neues mehr und schon gar nicht Vielfalt, wie es von Medien eigentlich gefordert ist. Die Algorithmen haben somit keinen politischen Diskurs gefördert, sondern eher die einzelnen User mit ihren Überzeugungen untereinander abgeschottet. Marc Zuckerburg entgegnet, dass Facebook hauptsächlich dafür genutzt wird, um Bilder von Familien und ihrem Leben und nicht etwa ihrer politischen Meinung zu teilen. Des Weiteren könnte man Hasskommentare jederzeit melden und Falschmeldungen gäbe es nicht nur bei Facebook, sondern im gesamten Internet. Auch wenn fast 40 Prozent der Amerikaner laut einer Studie von Pew Research Nachrichten über das soziale Netz konsumieren, weicht Zuckerberg auf die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung aus. Man sei schließlich eine Plattform und kein Medienunternehmen. Siehe hierzu nachfolgende Abbildung zum öffentlichen Auftrag der Medien unter Berücksichtigung des Artikel 5 GG.

Artikel 5 GG und der öffentliche Auftrag
Artikel 5 GG und der öffentliche Auftrag

Textquellen

Weddeling, B.; Zuckerbergs fragwürdige Verteidigung; handelsblatt.com; 11.11.2016; Zugriff; 11.11.2016

handelsblatt.com; Trump-Sieg erschüttert das Silicon Valley; Zugriff am 11.11.2016

Quellen zur Grafik

bpb.de; Warum Medien wichtig sind: Funktionen in der Demokratie; Zugriff am 11.11.2016

artikel5.de; Zugriff am 11.11.2016

Bildquelle

© pixabay.com; Fotograf: tiburi; Zugriff am 11.11.2016

 

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