Das Internet und die soziale Medien stehen häufig durch ein hasserfülltes Klima in der Kritik: Mobbing, Drohungen, Anstiftung zu Gewalttaten, rassistische oder pornographische Inhalte – diese Probleme sind nicht neu. Für bestimmte Plattformen oder Online-Spiele können Kosten anfallen, was zu ungewollten Verträgen oder Verschuldung führen kann. Doch gerade während der Corona-Pandemie ist die Nutzung digitaler Medien besonders wichtig. Wie realistisch ist es also, dass bald das Internet kindgerecht wird?
Das Bundesfamilienministerium hat am 05. März 2021 dem Bundestag einen Gesetzentwurf vorgelegt. Das „Zweite Gesetz zur Änderung des Jugendschutzgesetzes“ soll die bisherigen Regelungen modernisieren. Der Entwurf sieht vor, Kinder und Jugendliche durch die Anpassungen besser vor Gefahren im Internet und den sozialen Medien zu bewahren.
Wie soll das Internet kindgerecht werden?
- Die sogenannte Anbietervorsorge besagt, dass Plattformen zu standardisierten Vorsteinstellungen verpflichtet werden. So sollen ungewollte Kontaktanfragen Fremder, Abos etc. vermieden werden.
- Es werden einfach zu bedienende und kindgerechte Hilfs- und Beschwerdesysteme benötigt, damit Nutzer*innen Probleme melden können.
- Eltern sollen es künftig leichter haben, die Mediennutzung ihrer Kinder zu steuern, zum Beispiel durch Einstellungen für Zeitbudgets.
- Die bereits bestehende „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ wird zur „Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz“ weiterentwickelt. Sie soll künftig die o.g. Beschlüsse kontrollieren.
Bei Verstößen können im schlimmsten Fall Bußgelder in Höhe von 50 Millionen Euro verhängt werden. Vor allem ausländische Betreiber werden stärker beobachtet, da maßgeblich Dienste wie YouTube, Facebook oder Instagram in der „Mediennutzungsrealität“ der User*innen eine große Rolle spielen. Der Bundestag beschloss den Gesetzentwurf am 05. März, sodass dieser bald dem Bundesrat vorgelegt wird. Ob das Gesetz zum Kinder- und Jugendschutz ausreicht, müssen wir also noch abwarten.
RTL Spezial verdeutlicht Handlungsbedarf
Wie notwendig es ist, das Internet kindgerecht zu gestalten, hat der TV-Sender RTL am Montag, 08. März 2021 in einer Sondersendung gezeigt. Im Spezial „Angriff aus unsere Kinder und was WIR dagegen machen können“, das nun auf TVNOW abrufbar ist, wurde beklemmend gezeigt, wie ungeschützt Kinder und Jugendliche sind. Es gab ein Experiment, dazwischen Diskussionen mit Expert*innen und den Experimentteilnehmer*innen. Bei einer Telefon-Hotline konnten sich Betroffene während der Sendung anonym melden.
Der Fokus von RTL lag dabei auf dem sogenannten Cybergrooming, also sexueller Belästigung bzw. Kontaktaufnahme durch soziale Medien und das Internet. Um das zu zeigen, gaben sich erwachsene Schauspieler als Zwölfjährige aus. Mit entsprechender Kleidung und nachgebauten Kinderzimmern im TV-Studio konnten die drei Schauspieler sogar Videochatten. Sie sollten Nachhilfe anbieten oder unbedarft durchs Netz surfen. Immer wieder kam es zu eindeutigen Annäherungen, auch weil die Dienste zwar ein Alter abfragen, es aber keine Altersverifikation durch Personalausweise gibt.
Die Aufnahmen wurden zum Teil der Kölner Staatsanwaltschaft übergeben, mehrere Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet. Am Ende bleibt das bittere Fazit: Die Täter verfolgen oft eine klare Strategie, und es ist wichtig Kindern zuzuhören und sie aufzuklären, bevor das Internet wirklich kindgerecht ist.
Quellen: Offizielle Seite des Bundestages: https://www.bundestag.de/#url=L2Rva3VtZW50ZS90ZXh0YXJjaGl2LzIwMjEva3cwOS1kZS1qdWdlbmRzY2h1dHpnZXNldHotODI1ODE0&mod=mod493054
Offizielle Seite des Bundesfamilienministeriums: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/gesetze/zweites-gesetz-zur-aenderung-des-jugendschutzgesetzes-147956
Beitragsbilder: pexels/ Andrea Piacquadio, http://www.pexels.com/de-de/foto/madchen-das-blaues-kleid-tragt-wahrend-smartphone-verwendet-3768166/
pixabay/ B_A, https://pixabay.com/de/photos/hacker-silhouette-hacken-hack-3342696/