Dieser Beitrag soll darstellen, was aus wissenschaftlicher Sicht in der Kommunikation der katholischen Kirche falsch läuft. Dabei geht es um die Krise der Institution, nicht um religiöse Ansichten. In Teil eins dieses Beitrages wurde untersucht, wie die aktuelle Situtation der katholischen Kirche ist und wie man in der Theorie gute Krisenkommunikation betreibt. Wie funktioniert das in der Praxis?
Krisenkommunikation in der katholischen Kirche
Liest man die Theorie, wird an einigen Stellen klar, warum die Krisenkommunikation nicht funktioniert.
- Gute Krisenkommunikation stimmt ab, was wann nach innen und außen kommuniziert wird. Es gibt gemeinsame Ziele, die verfolgt werden. Diese Idee wird in der Praxis nicht angewandt: Es gibt widersprüchliche oder zumindest unterschiedliche Aussagen. Bei der Frage der Segnung homosexueller Paare wird das besonders deutlich. Während die Instituition die Segnung verbietet, sprechen sich einige Priester offen dafür aus. „Und im Netz finden sich zuhauf Beispiele, was die katholische Geistlichkeit alles so segnet: Haustiere und Autos, Straßen, Wasserreinigungsanlagen und – im Sommer 2020 – „ein neues Gitter am Kölner Dom“.“, so Christoph Stark von der deutschen Welle.
- Die Kommunikation in einer Krise ist transparent und ehrlich: Die Kirche reagiert teilweise zu spät auf Kritik und arbeitet diese nicht vollständig auf. Beispiel ist das Missbrauchs-Gutachten im Erzbistum Köln: Das wird erst in Auszügen später als angekündigt veröffentlicht. Dies widerspricht außerdem der Idee, kontinuerlich über Mängel und Fortschritte der Krisenbewältigung zu berichten, um lückenlos aufzuklären.
- Die Verantwortlichen sind sich der Probleme bewusst und reagieren (auch personell): Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki entschuldigt sich in der Weihnachtsmesse 2020 dafür, dass Gläubige Kritik an seiner Person aushalten müssen. Angebrachter wäre es, sich für den Missbrauch an sich zu entschuldigen. Betroffene dürften nicht den Eindruck haben, ernst genommen zu werden. Jedoch gibt es auch ein Positivbeispiel im Erzbistum Köln: Oliver Vogt – ehemaliger Beauftragter gegen sexualisierte Gewalt – tritt aus der Kirche aus. Ob das zu radikal ist, soll hier nicht thematisiert werden, doch es ist ein eindeutiges Zeichen.
- Nach einer Krise finden größeren Veränderungen statt: Große Reformen bei einer Institution wie der Kirche sind traditionsgemäß selten, da oft auf die biblische Schrift verwiesen wird, aus der Handlungen abzuleiten seien. Andererseits würde wohl jedes andere Unternehmen versuchen, mit der Zeit zu gehen und die Ideen der Gründungszeit in einen historischen Kontext setzen.
- Nach der Notfallbewältigung wird evaluiert, ob man angemessen reagiert hat: Darüber wird zwar diskutiert, doch es ist als Außenstehender schwer zu beurteilen. Ob feste Krisenteams, akutelle Leitfäden und Feedback-Runden bestehen, hängt wohl auch von der Dimension ab. Ist es ein Skandal auf höchster Ebene und betrifft den Vatikan? Oder geht es um eine regionale Notfallsituation? Jedoch fällt auf: Nach einer Krise folgt oft schon die nächste – eine längere Zeit ohne Kritik an der Kirche ist selten.
Die Krisenkommunikation in der katholischen Kirche bleibt schwierig: Denn ohne den Willen zur andauernden, schnellen, ehrlichen und verständlichen Aufarbeitung von Problemen wird die Kritik wahrscheinlich noch lange andauern.
Quellen:
WDR, Artikel von Celina de Cuveland: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/missbrauchsskandal-katholische-kirche-chronologie-koeln-woelki-100.html
Deutsche Welle, Artikel von Christoph Strack: https://www.dw.com/de/wir-segnen-gleichgeschlechtliche-paare-auch-weiterhin/a-56890005
Beitragsbilder:
pexels/ Skitterphoto: https://www.pexels.com/de-de/foto/kirche-religion-dom-katholisch-3478/
unsplash/ Maria Oswalt: https://unsplash.com/photos/gqb8jI9DEZU