Seit Februar 2022 läuft die neue Staffel der Castingshow „Germanys Next Topmodel – by Heidi Klum“ auf Pro7. In der diesjährigen 17. Staffel ist das Thema „Diversity„, also Vielfalt. Gemeint ist damit Alter, Herkunft, Nationalität, Religiosität, Sexualität, Aussehen usw. Ist das ein Trick, um die Zuschauer*innen nicht zu langweilen, oder spricht die Sendung damit ernsthaft ein wichtiges Thema an? Ende Mai ist Finale, und spätestens dann wird man sehen, wer noch im Rennen ist um den Titel.
Das ist bei GNTM 2022 anders
Die Kandidatinnen sind in der Tat vielfältig: Zwischen 18 und über 60 Jahren, klein, groß, curvy und mit bunten Frisuren. Doch mit jeder Folge müssen Models die Show verlassen – auch Kandidatinnen, die divers sind. Besteht die Gefahr, dass am Ende doch nur die „klassichen Models“ weit kommen? Gleichzeitig hat sich der Sender mit dieser Thematik ein schwieriges Pflaster ausgesucht: Einige Designer hätten der Show abgesagt, das wäre zu aufwendig für sie, so viele Kleider in der richtigen Größe anzupassen. Außerdem muss das sensible Thema Diversity glaubwürdig erzählt und gezeigt werden.
Pro und Contra
Sichtbarkeit zu schaffen ist grundsätzlich wichtig. Vor allem die Modebranche galt da lange als rückständig: Magermodels, die wenig mit „normalen“ Menschen zu tun haben, nicht zu groß, nicht zu klein, nicht zu auffällig. Models sollten früher nur ein beweglicher Kleiderständer sein. Gerade deshalb ist es wichtig, dass sich nun immer mehr Menschen mit Mode identifizieren, mit Models, die genauso aussehen wie sie: Dick, dünn, tätowiert, mit bunt gefärbten Haaren, klein, groß etc. Die Sendung GNTM kann hier dafür sorgen, dass sich vor allem weibliche Zuschauerinnen nicht mehr nur an 90-60-90 orientieren, sondern ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln, was ihren Körper angeht. Auch die Persönlichkeit der Models soll für ihren Erfolg entscheidend sein.
„GNTM, Miss Germany, Victoria’s Secret: Wie divers ist die Modebranche wirklich?“ fragt auch das YouTube-Format „BRUST RAUS“. Mehr Vielfalt in der Werbebranche ist kaum zu übersehen. Wenn Unternehmen nur so tun, als würden sie Diversity ernst nehmen, nennt man das auch Diversity Washing – ähnlich dem Green Washing. Ist es also nur eine Taktik, um alten Vorwürfen zu entgehen? Denn Pro7 muss sich auch immer wieder anhören, was GNTM bei jungen Frauen anrichtet: Magersucht, ein gestörtes Selbstbild, permanente Vergleiche und eventuell auch sexistische Denkmuster. Aus dieser Kritik hat die Sendung in den letzten Jahren gelernt und versucht, die Show für mehr Kandidatinnen zu öffnen. Dieses Jahr vielen erstmals alle Grenzen: Alter nach oben hin offen, Konfektionsgröße, Körpergröße usw. Ob der Sender und ihre Verantwortlichen das also aus reiner Überzeugung machen, kann zumindest hinterfragt werden. Fazit: Wahrscheinlich gab es mehrere Gründe, mehr Diversity in die Castingshow GNTM zu bringen. Letztlich kann die Sichtbarkeit von unterschiedlichen Frauen aber langfristig nutzen, wenn Klischees, Einschaltquoten und das notwendige Show-Drama nicht Überhand nehmen.
Quellen:
https://www.horizont.net/medien/nachrichten/gntm-geht-wieder-los-heidi-klum-setzt-in-staffel-17-auf-diversity—und-models-von-18-bis-68-197563
https://www.youtube.com/watch?v=s9erslJp6xU&t=731s
Bilder:
https://www.pexels.com/de-de/foto/zwei-frauen-posieren-fur-bild-1154861/