Anfeindungen im Netz gehören für viele Personen des öffentlichen Lebens bereits seit langem zum Alltag. Insbesondere Misogynie, also Hass gegen Frauen, ist ein immer schneller wachsendes und größer werdendes Problem. Je mehr Frauen und weiblich gelesene Personen sich emanzipieren desto lauter wird der Aufschrei derer die dagegen sind. Speziell Frauen in der Politik und wofür sie stehen, wie Gleichberechtigung, LGBTQ+ Rechte und liberale Werte, werden zur Zielscheibe.
Offener Hass gegen Frauen im Netz
Ricarda Lang ist eine der Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied des Bundestags. Mit 18 Jahren ist sie in die Partei eingetreten und hat sich bis in den Bundestag hochgearbeitet. Auch nach Jahren in der politischen Öffentlichkeit reicht ihre politische Karriere nicht aus, um lediglich darüber definiert zu werden. Zumindest nicht in den Sozialen Medien. Schaut man sich den letzten Instagram-Post der Tagesschau an, indem es um ihren Auftritt in der Talkrunde „maischberger“ geht, bleibt ihr Körper das Hauptthema. Es finden sich in der Kommentarspalte derart hasserfüllte Kommentare, dass die zahlreichen Hamburger- und Wal-Emoticons noch harmlos wirken. Nicht nur ihre Expertise und ihre Kenntnisse werden ihr abgesprochen aufgrund ihres Gewichts. Ihre Berechtigung sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, wird angezweifelt. Um was es in dem Post eigentlich geht, wird von den meist männlichen Kommentatoren gar nicht mehr beachtet. Die Tagesschau und weitere Kanäle greifen in solchen Situationen ein indem sie die Kommentarspalte komplett deaktivieren oder die Kommentare solcher Art so gut es geht verbergen – so auch die Tagesschau.
Sie ist nicht die einzige Frau, der es so in den sozialen Netzwerken ergeht. Wird Annalena Baerbock vom kroatischen Außenminister unfreiwillig geküsst und dieser entschuldigt sich daraufhin, wird in den Kommentaren kundgetan, dass man sich sowieso frage, weshalb irgendjemand die deutsche Außenministerin überhaupt küssen wollen würde. Lisa Franchetti wird als erste Frau das US-Marine kommandieren. So entschied der US-Senat vor einigen Tagen. Aber sie ist dazu auf keinen Fall geeignet – entscheiden einige Männer unter dem Instagram-Post bei zdfheute. Sie ist schließlich eine Frau und könne dadurch die Aufnahmeprüfung schon gar nicht erfolgreich absolviert haben.
Wie gefährlich ist die Frauenfeindlichkeit im Netz?
Hassrede im Netz lässt die Betroffenen häufig verstummen und hat zur Folge, dass sich Frauen und Personen aus marginalisierten Gruppen aus der Öffentlichkeit und somit der Politik zurückziehen. Ebenso schreckt die offen gezeigte Misogynie jungen Nachwuchs davon ab, sich politisch zu engagieren. Das ist fatal für die Demokratie. Denn diese lebt davon, dass so viele Personengruppen aus unserer Gesellschaft wie möglich in der Politik repräsentiert sind. Besorgniserregend ist die Entwicklung der offen gezeigten Frauenfeindlichkeit gerade deshalb weil sie nicht nur von Extremisten und Internet-Trollen ausgeht. Scrollt man durch die Kommentare unter diesen Postings, kommt der Alltagsfrauenhass mit grobem Humor, prinzipieller Abwertung und sexistischen Attacken aus der gesellschaftlichen Mitte. Das zu dulden ist keine Option.
Solidarität zeigen!
Männer hören leider häufig nur Männern zu – noch. Daher ist es unmöglich diese Ungerechtigkeiten zu beheben, solange Männer andere Männer nicht auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machen. Wenn die Abwertung von Frauen mit einem Achselzucken akzeptiert wird und wir still gestatten, dass Männer ohne Scham und Schuld gegen Frauen Hetzen können, kann sich das in gefährliche Ausmaße entwickeln. Frauen können diesen Kampf nicht alleine bestreiten. Das einzige Mittel dagegen ist sich mit Frauen und anderen marginalisierten Gruppen zu solidarisieren. Nicht leise sein, zu widersprechen, aufzuklären und Frauenfeindlichkeit entgegentreten wann immer sie aufkommt.
Quellen:
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/sascha-lobo-in-sozialen-medien-wandelt-sich-das-klima-in-richtung-frauenfeindlichkeit-a-72e24390-505b-4f02-8283-308c71f7df9d
https://www.tagesschau.de/ausland/baerbock-kussversuch-100.html
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/weltfrauentag-misogynie-101.html
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/geschlechtsspezifische-desinformation-101.html
Bilder:
https://www.instagram.com/p/Cza6s7ytjHV/
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