Momentan ist die Lage am Arbeitsmarkt angespannt: Kurzarbeit, geschlossene Betriebe und Fachkräftemangel sind in bestimmten Branchen problematisch. Nach der Corona-Pandemie könnte sich das verschärfen, denn viele Unternehmen konnten während der Lockdowns nicht so ausbilden wie geplant. Können sich Bewerber*innen dann aussuchen, wo sie arbeiten, wenn der Bedarf groß genug ist? Warum Employer Branding für Betriebe und potenzielle Arbeitnehmer*innen Sinn macht:
Was ist Employer Branding?
Employer Branding ist eine Strategie, mit deren Hilfe sich Unternehmen durch Methoden aus dem Marketing als attraktiven Arbeitgeber darstellen. Das Employer Branding – auch Arbeitgebermarketing genannt – kann extern und intern ausgerichtet werden: Beim internen Branding sollen Mitarbeiter*innen sich mit dem Unternehmen und dessen Zielen identifizieren können. Das fördert die Motivation, den Teamgeist und die Dauer der Betriebszugehörigkeit.
Beim externen Branding geht es darum, potentielle Bewerber*innen zu erreichen, die idealerweise auch zum Unternehmen passen. Hierbei geht es um den Bekanntheitsgrad, das Image, Arbeitgeberleistungen wie z.B. Home-Office oder kostenlose Parkplätze und die Vermittlung der Unternehmenskultur. Durch erfolgreiches Arbeitgebermarketing bewerben sich mehr geeignete Arbeitnehmer*innen.
Fachkräftemangel entgegenwirken
Bereits vor Corona war der Fachkräftemangel in einigen Branchen spürbar. Das liegt an mehreren Faktoren:
- Es gibt weniger geburtenstarke Jahrgänge und daher theoretisch weniger Schulabgänger*innen als in den Jahren zuvor. Doch durch die Pandemie warnen Jugendämter jetzt mit einer Verdopplung der Schulabbrecher*innen. Normalerweise verlassen jährlich rund 100.000 Schüler*innen in Deutschland die Schule ohne Abschluss. In den Jahren 2020 und 2021 können es circa 200.000 Schüler*innen werden.
- Wer die Schule beendet, möchte heute mehrheitlich studieren. Das heißt weniger Jugendliche und junge Erwachsene streben eine Ausbildung an.
- Es werden immer weniger Ausbildungsverträge geschlossen. Im Jahr 2019 wurden 525.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung rechnete für das Jahr 2020 mit 2 % weniger Ausbildungsverträgen. Durch die Pandemie sind es 11 % geworden – gerade einmal 467.500 Verträge.
- Durch Corona entfallen viele Praktika, Schnuppertage und Ausbildungsmessen.
Durch den Fachkräftemangel werden sich Bewerber*innen in einigen Branchen vielleicht aussuchen können, wo und zu welchen Konditionen sie arbeiten möchten. Das führt dazu, dass sie wählerisch sein könnten – und genau wissen wollen, welcher Betrieb ihnen besondere Vorzüge bringt. Von daher macht Employer Branding für beide Seiten Sinn: Auch die Betriebe möchten Mitarbeiter*innen, die bei ihnen zufrieden sind und möglichst langfristig als Angestellte*r erhalten bleiben.
Wie schlimm der Fachkräftemangel ist, hat auch die Bundesregierung erkannt. Sie beschloss im März, das Programm „Ausbildungsplätze sichern“ für das Ausbildungsjahr 2021/2022 zu verlängern. So wird gewährleistet, dass mehr Betriebe Ausbildungen anbieten und diese trotz der Corona-Krise durchführen können.
Quellen:
businessinsider/ Employer Branding: https://www.businessinsider.de/gruenderszene/lexikon/begriffe/employer-branding/
ZDFheute/ Berufsstart in der Pandemie – Generation Corona: „Effekt leider eindeutig“: https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/corona-arbeitsmarkt-jugend-generation-100.html
Bundesministerium für Bildung und Forschung: https://www.bmbf.de/de/bundesprogramm-ausbildungsplaetze-sichern-13371.html
Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/klassenzimmer/jugendaemter-warnen-zahl-der-schulabbrecher-koennte-sich-verdoppeln-17298206.html
Beitragsbilder:
unsplash/ Nick Fewings: https://unsplash.com/photos/2ykkF3oQb_c
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