Was haben Rezos Video „Die Zerstörung der Presse“, die Dokumentation „The Social Dilemma“ und die Corona-Pandemie gemeinsam? Sie entblößen einen krisenähnlichen Zustand in den Medien. Nicht erst seit 2020 sind Fehltritte und Skandale in allen Bereichen der etablierten, aber auch neuen Medien zu beobachten. Doch welchen Herausforderungen steht die Medienbranche gegenüber und welche Chancen ergeben sich aus dieser Krise?
Wenn die Corona-Pandemie eines gezeigt hat, dann ist es die Systemrelevanz der Medien. WHO und Medienschaffende waren sich zu Beginn des letzten Jahres jedoch bereits einig: Die Pandemie würde von einer „Infodemie“ begleitet werden. Diese steht in direktem Konflikt zum aktuell erhöhten Informationsbedürfnis der Bevölkerung.
Verbreitung von Fake News
Fake News sind nicht erst seit gestern Thema. Dennoch werden sie weiterhin als eine der größten Herausforderungen der neuen Medien betrachtet. Besonders greifbar dargestellt werden die Konsequenzen von Fake News in der aktuellen Netflix – Dokumentation „The Social Dilemma“. Diese offenbart, basierend auf einer Studie des MIT, dass sich Fake News auf Twitter „signifikant schneller und weiter verbreiten als die Wahrheit, unabhängig der Informationskategorien“. Zu beobachten war dieses Phänomen bereits bei der Verbreitung der Pizzagate – Theorie und zuletzt im Jahr 2020, als weitreichende Falschinformationen zu COVID19 durch die Weltbevölkerung gingen. Die Folgen sind fatal – sowohl für die Medienbranche als auch für Konsumierende.
Misstrauen gegenüber Medien
Schwerwiegende Konsequenzen von Falschmeldungen sind die Verunsicherung der Bevölkerung und ein wachsendes Misstrauen gegenüber den Mainstream – Medien. So fühlten sich die Bürger*innen zwar gut über die Corona – Pandemie informiert, zeigten sich jedoch durch den Anstieg der Fake News beunruhigt. Viele konnten nur schwer zwischen Nachrichten und Falschmeldungen unterscheiden. Zu diesen Ergebnissen kam die Friedrich – Naumann – Stiftung bei einer Befragung von 7.300 Menschen im letzten Jahr. Das ebenfalls im letzten Jahr erschienene Video „Die Zerstörung der Presse“ des YouTubers Rezo knüpft mit einiger Kritik an dieses Misstrauen an. Vor allem in der Boulevardpresse legt er etliche Missstände dar, die von den betreffenden Instanzen oft unkommentiert blieben. Darüber hinaus warnt er aber davor, alle Medien „in einen Topf zu schmeißen“ und sieht Chancen in dieser Krise.
Schaffen von Transparenz
Die enorme Informationsflut durch die digitalen Medien hat nicht nur Einfluss auf die Bevölkerung. Sie beeinflusst auch den heutigen Journalismus, denn dieser steht zunehmend unter immensem Zeit- und Leistungsdruck. Wichtig sei in diesem Kontext der Anspruch auf Nachweisbarkeit von Information, so Rezo. Auch im Gespräch mit Richard David Precht geht er auf die Angabe von Quellen in Nachrichten ein, die einen potentiellen Lösungsansatz darstellen. Damit könne in der digitalen Berichterstattung für mehr Transparenz gesorgt werden.
Medienrecht und -kompetenz
Außerdem geht es darum, die Frage nach Verantwortlichkeiten zu beantworten, und den Menschen notwendiges Know – How im Umgang mit digitalen Medien an die Hand zu geben. Der in „The Social Dilemma“ aufgegriffene Anstieg von Depressionen sowie Suiziden bei US-amerikanischen Teenagern zeigt, wie regulierungsbedürftig die sozialen Medien sind. Diese Form von Einfluss sollte zur Folge haben, dass besonders Kinder und Jugendliche einen gesunden Umgang mit den Medien erlernen. Ferner sollte aktiver an Themen wie Jugendschutz und Suchtprävention gearbeitet werden.
Es bleibt abzuwarten, wie die Medienbranche in diesem Jahr mit den aufgedeckten Missständen umgehen wird. Haben die Medien aus der Krise gelernt und werden sie die Chancen des Wandels nutzen?
Quellen: bpb, netzpolitik, WHO